Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan werden schwere Menschenrechtsverletzungen aus dem Land gemeldet. Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, berichtete in einer Sondersitzung des Menschenrechtsrats etwa von Massenhinrichtungen an Zivilisten. Indes kündigten Großbritannien und Frankreich an, die Evakuierungsmission in Afghanistan nicht zu verlängern, falls die USA ihre Truppen wie geplant zum 31. August abziehen.

"Gravierende Risiken für Frauen"

Der Bewegungsspielraum von Frauen sei in manchen Regionen eingeschränkt worden, Mädchen dürften teils nicht mehr zur Schule gehen, so Bachelet am Dienstag. Friedliche Proteste würden unterdrückt und Minderjährige zum Waffendienst geholt. Die Berichte seien glaubhaft, betonte sie.

“Es bestehen gravierende Risiken für Frauen, Journalisten und die neue Generation von Leitfiguren der Zivilgesellschaft, die in den vergangenen Jahren in Erscheinung traten”, sagte Bachelet. “Afghanistans unterschiedliche ethnische und religiöse Minderheiten sind ebenfalls der Gefahr von Gewalt und Unterdrückung ausgesetzt, bedenkt man die Muster schwerer Menschenrechtsverletzungen unter Taliban-Herrschaft in der Vergangenheit und Berichte über Tötungen und gezielte Anschläge in den vergangenen Monaten.”

Deadline 31. August

Der Flughafen in Kabul ist der einzige Teil des Landes, der noch unter der Kontrolle der westlichen Militärallianz steht. Doch die Zeit wird knapp. Am 31. August sollen alle ausländischen Truppen das Land verlassen haben. Die militant-islamistischen Taliban, die nun weite Teile einschließlich der Hauptstadt kontrollieren, wollen eine Verlängerung der Mission nicht akzeptieren. Viele Menschen, die wegen ihrer Tätigkeit für die afghanische Regierung, westliche Streitkräfte oder ihr Engagement für Menschenrechte mit Vergeltungsaktionen der Taliban rechnen müssen, müssen dann ihrem Schicksal überlassen werden, so die Befürchtung. (APA/Red.)