Sie haben vor Rot-Rot-Grün gewarnt. Das geht sich nun aus. Erleichtert?

Unternehmer können in Deutschland bleiben und müssen nicht sofort auswandern. Das ist eine sehr gute Nachricht. Ich habe in meinem Freundeskreis überwiegend Unternehmer, und es gab kaum einen, der sich nicht ernsthaft Gedanken darüber gemacht hat. Das Thema ist jetzt erstmal nicht aktuell. Ich bleibe jedenfalls zunächst in Deutschland. Trotzdem: Wir stehen vor sehr, sehr schwierigen Zeiten, denn Merkel hat viele Probleme hinterlassen, die erst in den nächsten Jahren in vollem Ausmaß wirksam werden.

Welche Koalitionen sind jetzt möglich und aus Ihrer Sicht wünschenswert?

Jamaika, also ein Bündnis Union, FDP, Grüne wäre das kleinste Übel. Übel sage ich deshalb, weil jede Koalition mit starker Beteiligung der Grünen ein Übel ist. Ich hoffe allerdings, dass die FDP zusammen mit den – nicht sehr zahlreichen – Marktwirtschaftlern, die es noch in der Union gibt, wieder etwas mehr Marktwirtschaft durchsetzen wird. Denn unter Merkel hat Deutschland ja den Weg in die Planwirtschaft begonnen, ob in der Energiewirtschaft oder jetzt in der Automobilwirtschaft. Das alles ist hoch gefährlich und eine Umkehr wäre dringend geboten. Ob es dazu kommen wird, steht dahin.

"Eine Koalition aus CDU/CSU und SPD wäre für Deutschland eine ganz schlechte Lösung"

Der Jubel bei Ihrer Partei, der FDP, ist groß – dabei hat sie ja sehr wenig zugelegt. Warum die große Freude?

Die FDP ist zwei Mal hintereinander zweistellig, das gab es noch nie. Und sie hat eine sehr klare Aussage gemacht vor den Wahlen: Keine Steuererhöhungen! Dabei muss es bleiben. Eine Ampel-Koalition (Rot-Grün-Gelb) darf es nicht geben. Die Ampel wäre ja nur die letzte Notbremse vor Rot-Rot-Grün gewesen. Nachdem klar ist, dass es Rot-Rot-Grün nicht gibt, muss klar sein, dass es keine Ampel gibt.

Eine Koalition aus SPD und Union geht sich aus. Ist das nun die wahrscheinlichste Variante?

Eine Koalition aus CDU/CSU und SPD wäre für Deutschland eine ganz schlechte Lösung. Für die FDP wäre es aber besser als die Beteiligung an einer Ampel. Würde sich die FDP an einer Ampel beteiligen, dann könnte sich in vier Jahren das Debakel von 2013 wiederholen, als die FDP aus dem Bundestag geflogen ist, weil sie ihre zentralen Wahlversprechen von 2009 gebrochen hat. Aus der Opposition heraus, gegen eine Große Koalition, könnte sie dagegen in vier Jahren massiv zulegen, vielleicht sogar die stärkste Partei werden. Dennoch, ich bleibe dabei: Jamaika, wäre das kleinere Übel, auch gegenüber einer neuen Koalition aus CDU und SPD.

Was muss die nächste Bundesregierung Ihrer Meinung nach nun als Erstes in Angriff nehmen?

Ja, da wird es schwierig. Sie müsste eigentlich eine radikale Abkehr von der Politik Angela Merkels in vielerlei Hinsicht durchführen. So etwa in der Energiepolitik, in der Steuerpolitik, in der Migrationspolitik, in der Außenpolitik. Eigentlich überall. Merkel hat in ihrer Regierungszeit viele Zeitbomben gelegt, und eine neue Regierung hätte genug damit zu tun, diese Zeitbomben zu entschärfen. Allein das ist eine fast übermenschliche Herausforderung.