Das afghanische Militär gebe es nicht mehr als zusammenhängende Organisation, sagte er im Weißen Haus. Die Sicherheitskräfte hätten das Gewaltmonopol in den größeren Städten an die Taliban abgegeben, sagte Sullivan. Vor allem die USA hatten jahrelang für einen Großteil der militärischen Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte gesorgt, inklusive des Aufbaus einer Luftwaffe.

Die militant-islamistischen Taliban hatten am Wochenende faktisch die Macht im Land übernommen. Viele Einheiten der afghanischen Streitkräfte ergaben sich ohne größere Kämpfe. Das US-Militär hat mit mehreren Tausend Soldaten die Kontrolle des Flughafens in Kabul übernommen, um Evakuierungsflüge zu organisieren.

USA rechneten nicht damit, dass die Taliban so schnell wieder an die Macht kommen

Sullivan verteidigte auch den Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan vehement gegen Kritik. Die USA hätten 20 Jahre lang ihr Blut, ihren Schweiß, ihre Tränen für das Land gegeben und die Afghanen ausgebildet und ausgerüstet, damit sie in der Lage seien, für sich selbst zu kämpfen, sagte Sullivan. “Irgendwann war es an der Zeit für die Vereinigten Staaten zu sagen, dass das afghanische Volk selbst für sich einstehen muss.” Die US-Regierung sei sich bewusst gewesen, dass der Abzug womöglich darin enden könnte, dass die Taliban wieder an die Macht kommen. Man habe aber das Tempo ihres Vormarsches nicht vorhergesehen. (APA)