Auf Social-media-Kanälen werden bereits Dritter-Weltkrieg-Szenarien durchgespielt, es herrscht Angst und auch Hysterie: Zwei S-300-Flugabwehr-Raketen russischer Bauart sind – der eXXpress berichtete aktuell – in Polen, dicht an der ukrainischen Grenze in einem Bauernhaus detoniert, zwei Menschen wurden getötet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte zum Raketeneinschlag in Polen sofort fest: “Dies ist ein russischer Raketenangriff auf die kollektive Sicherheit!” Und: “Dies ist eine sehr bedeutende Eskalation. Wir müssen handeln.” Kiew dringt nach dem Einschlag der Rakete auf polnischem Gebiet auf die Einrichtung einer Flugverbotszone. “Wir bitten darum, den Himmel zu schließen, weil der Himmel keine Grenzen hat”, schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow bei Twitter.

Sichergestellte Teile der Raketen: Es dürfte S-300 Luftabwehrraketen gewesen sein - russischer Bauart. Aber diese dürften auch von der Ukraine verwendet werden.

Erinnerung an mysteriösen Einschlag von einer Riesendrohne in Zagreb im März

Doch so einfach und klar dürfte dieser Fall nicht sein – so meldete sich US-Präsident Joe Biden aus bali, wo aktuell der G20-Gipfel stattfindet zu Wort: “Die in Polen eingeschlagene Rakete ist wahrscheinlich nicht von Russland aus abgefeuert worden.” Biden meinte, es gebe entsprechende Informationen über die Flugbahn, die dem entgegenstünden: “Ich werde sicherstellen, dass wir ganz genau herausfinden, was passiert ist.”

Die russische Regierung bestritt vehement, Ziele im ukrainisch-polnischen Grenzgebiet beschossen zu haben und sprach von einer gezielten Provokation.

Tatsächlich erinnert der Fall an die mysteriösen Flug der 6200 Kilo schweren Riesendrohne im März dieses Jahres quer über Ungarn, die dann mitten in Zagreb eingeschlagen ist – wie durch ein Wunder gab es keine Todesopfer: Bis heute ist nicht geklärt, ob sie von der Ukraine oder von russischen Streitkräften gestartet worden ist, beide Armeen verwenden Drohnen aus alten Beständen der Sowjet-Armee. Schon damals meinten Militärexperten, dass dieser Drohnen-Angriff auf ein europäisches Land eine gezielte Provokation gewesen sein könnte, um die offene Unterstützung der Ukraine durch andere westliche Armeen oder zumindest die Garantie für eine Flugverbotszone zu erhalten.

Sagte, es sei "ziemlich sicher", dass die Raketen nicht aus Russland abgefeuert worden sind: US-Präsident Joe Biden.
Brisant: 600 Kilometer sind es von der nächsten russischen Stadt zum Einschlagsort in Polen. Die Raketen haben aber nur eine Reichweite von maximal 200 Kilometer.

Von der Leyen: "Alarmiert über die Angriffe!"

In der EU-Führung und in anderen europäischen Nationen herrscht trotzdem noch immer Großalarm: Polens Präsident Andrzej Duda hatte nach einer Erklärung des polnischen Außenministeriums zum tödlichen Raketeneinschlag in dem Land vorsichtigere Töne angeschlagen. Es sei noch nicht geklärt, wer die Raketen abgefeuert habe, das im Dorf Przewodow zwei Menschen das Leben kostete. „Wir haben im Moment keine schlüssigen Beweise dafür, wer diese Rakete abgefeuert hat“, sagte Duda. Es stamme „höchstwahrscheinlich“ aus russischer Fertigung, dies werde aber noch verifiziert.

Das Außenministerium des Landes hatte sich zuvor festgelegt und den Einschlag einer Rakete aus russischer Fertigung im Osten des Nato-Mitgliedslandes bestätigt. Außenminister Zbigniew Rau bestellte den russischen Botschafter ein und forderte „unverzügliche, umfassende Erklärungen“.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat besorgt auf Berichten über angebliche Raketeneinschläge in Polen reagiert. „Ich bin alarmiert über Berichte über eine Explosion in Polen, nach einem massiven russischen Raketenangriff auf ukrainische Städte“, schrieb von der Leyen auf Twitter. „Wir beobachten die Situation genau und stehen in Kontakt mit den polnischen Behörden, Partnern und Verbündeten.“ Auch EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola äußerte sich bestürzt.

Die Grafik zeigt die Verwendung der in Polen detonierten S-300-Luftabwehrraketen.