Während Tassilo Wallentin, der Hofburg-Kandidat der Kronen Zeitung, sich jetzt direkt den harten und besonders unangenehm formulierten Fragen des ORF-Mitarbeiters Armin Wolf stellen musste, bekam der amtierende Bundespräsident ein spezielle, eine besonders angenehme Interview-Situation zugestanden: Von New York zugeschaltet, mit ziemlich harmlosen Fragen konfrontiert, durfte der grüne Hofburg-Kandidat seine Statements abliefern.

Auf die Fragen, ob ihn die nicht wirklich tollen Umfragewerte beunruhigen würden, meinte Alexander Van der Bellen: “Ich fürchte mich vor gar nichts.” Und natürlich hoffe er, dass es bereits schon beim ersten Wahlgang ausreichend Stimmen für eine klare Entscheidung hat.

Alexander Van der Bellen (78) im recht sanften "ZiB2"-Interview.

Van der Bellen: "Die Österreicher werden nicht über Gebühr frieren."

Im Wohlfühl-Interview für Van der Bellen, in dem er minutenlang aussprechen durfte, während die Mitbewerber im “ZiB2”-Studio sofort unterbrochen worden sind, durfte der Budnespräsident auch erklären, wie er den “Zähne zusammenbeißen”-Sager meinte. Van der Bellen dazu wörtlich: “Da scheint mir sehr zusammengeschnitten worden zu sein.” Auch das blieb von der ORF-Moderatorin unwidersprochen, obwohl in dem angesprochenen Video damals gar nichts “zusammengeschnitten” worden ist.

Für Irritation könnte auch die Prognose des Bundespräsidenten für den kommenden Winter sorgen: Wir Österreicher dürfen uns “nichts vormachen”, es werde hart. Aber Van der Bellen wörtlich: “Niemand wird über Gebühr frieren müssen.”  Also nur nicht “über Gebühr” – also nicht exzessiv, übermäßig, unverhältnismäßig, aber doch frieren? Und wie definiert Van der Bellen das “nicht exzessive” Frieren?

Der grüne Hofburg-Kandidat durfte dann auch nochmals erklären, warum er nicht an TV-Duellen teilnehmen will: “Jeder konnte fünfeinhalb Jahre beobachten, wie ich entscheiden habe, wie wir Krisen bewältigt haben. Und da hatten wir Situationen, die wir in den 80 Jahren zuvor nicht hatten.”

Auf sein Alter und den Gesundheitszustand angesprochen meinte Alexander Van der Bellen, dass er ein Amt ausübe, dass “alles abverlangt”, aber auch “Kraft gibt”. Und er warb für “Autonomie für alle älteren Österreicher”, wann sie wirklich in Pension gehen wollen. Er könne “gut mit seinem Alter umgehen”.

Musste mit Armin Wolf streiten: Hofburg-Kandidat Tassilo Wallentin im "ZiB2"-Studio.

Finden Sie fair, wie der ORF jetzt Van der Bellen in der Interview-reihe der Kandidaten behandelt hat?