Es ist einfach unfassbar: Monatelang hat die Universität Wien die Doktorarbeit von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) überprüft. Am Mittwoch wurde das Verfahren plötzlich eingestellt. “Es liegt kein Plagiat vor”, teilte die Uni mit (eXXpress berichtete). Für den Plagiatsexperten Stefan Weber ist dies nicht bloß eine “falsche Tatsachenbehauptung” – er wird noch deutlicher: “Das ist alles eine fortgesetzte Verarsche in Österreich”, schreibt er in seinem Blog “plagiatsgutachten.com”.

"Was für ein herrlicher Freibrief"

“Die Universität Wien betreibt damit – wie schon im Fall Hahn – Hochschulkorruption”, kritisiert Weber weiter. “Sie nennt das leicht umschreibende Abschreiben von Sätzen ohne Quellenangaben nicht Plagiat” und spottet: “Was für ein herrlicher Freibrief für die kommenden Akademiker”. Für den Experten wird es immer klarer, “warum man zu guter wissenschaftlicher Praxis keine Forschung haben will.”

Plagiats-Experte Stefan Weber

"Keine systematische Täuschung"

Die Universität Wien begründet ihre Entscheidung folgendermaßen: Entscheidend für die Aberkennung eines akademischen Grades sei die Erschleichungsabsicht bzw. die systematische Täuschung über die Urheberschaft einer Arbeit. “Beides liegt im Fall der Dissertation von Alma Zadić nicht vor.” Fragen der Ausarbeitung der Dissertation seien dagegen nicht Gegenstand eines Plagiatsverfahrens, sondern würden im Rahmen der Beurteilung berücksichtigt.

Zahlreiche eXXpress-Leser sind sauer und fragen sich zu Recht: Wieso nennt die Universität Wien nicht einmal den Experten, der die Doktorarbeit überprüft hat?

Sogar das Inhaltsverzeichnis sei fast ident von einem US-Rechtswissenschaftler übernommen.

Plagiats-Experten über Kopie einig

Weber, sowie zahlreiche andere Plagiatsjäger sind sich über die Kopie seit langem einig. “Der Lack ist ab, das Blendwerk funktioniert nicht mehr. Wir haben da bei Alma Zadic ein ganz, ganz großes Kompetenzproblem”, meinte Weber noch im eXXpress-TV-Talk. Mit dieser Dissertation seien alle – so wie beim Buch der jetzigen deutschen Außenministerin Annalena Baerbock – geblendet worden. Weber wörtlich: “Da kommt mir das Grausen.”