Der Ausgang des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist alles andere als in Stein gemeißelt, doch nun soll die Geschichte jenes ukrainischen Präsidenten, den seine Haltung im Krieg für die Kriegsbefürworter zum Feind, und für viele Ukrainer und ihre Unterstützer zu einem Helden und einem Vorbild gemacht hat, in Sand gemalt werden.

Richtig gelesen: Ein Künstlerkollektiv aus sogenannten “Sandartisten” aus dem deutschen Leipzig will die bewegende und teils unglaublich scheinende Geschichte des ukrainischen Präsidenten Ende April in Sand gezeichnet zeigen. “Geplant ist, dass wir einen etwa 15-minütigen Auftritt beim Bundespresseball in Berlin haben”, sagte Dimitrij Sacharow, der Regisseur der “Sandartisten”.

Die sechs Künstlerinnen im Ensemble sind darauf spezialisiert, Bilder mit feinem Wüstensand auf einem Leuchttisch zu zeichnen, zu verwischen und neu zu malen – so dass eine Art Film aus Sand entsteht. In der Wohnung von Künstlerin Alla Denisova hängen Skizzen der Szenen, die sie beim Auftritt mit fein gerieseltem Sand und einem Pinsel zeichnet. Jede Falte und jeder Schatten von Selenskyjs Gesicht soll zu sehen sein. Für das Publikum wird das Bild auf dem Leuchttisch mit einer Kamera auf eine Leinwand übertragen.

Obwohl Denisova seit vielen Jahren in Deutschland lebt und für die “Sandartisten” arbeitet, ist sie von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine in besonderer Weise betroffen. Die Ukrainerin studierte früher Kunst in der Hafenstadt Odessa, wie sie erzählt. Auch ihre Tochter studiere eigentlich in der Ukraine. Als der Krieg ausgebrochen sei, sei die junge Frau zufällig gerade zu Besuch in Deutschland gewesen. Sie lebt nun bei ihr.

Auch andere Künstlerinnen des Ensembles seien Ukrainerinnen, erzählt Sacharow, der selbst in der russischen Großstadt Nischni Nowgorod geboren wurde. “Der Krieg betrifft uns moralisch.” Er habe viele Freunde in der Ukraine, arbeite aber auch mit Russen zusammen. “Man muss gute Leute einfach zusammenbringen”, sagte Sacharow. Gemeinsam wollten alle helfen, wo sie könnten. Er selbst kümmere sich etwa um ukrainische Geflüchtete, die in Leipzig untergekommen seien.