Es sind dunkle Zeiten für den kanadischen Eishockey-Sport. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Nachwuchsspieler im Rahmen eines WM-Turniers eine junge Frau vergewaltigt und missbraucht haben sollen (der eXXpress berichtete). Dieser Fall liegt schon vier Jahre zurück. Im Juni 2018 kam die kanadische Mannschaft in London zusammen. An einem Abend in einer Bar lernten die Nachwuchs-Spieler eine junge Frau kennen. Dieser spendierte ihr Getränke. Die junge Frau trank allerdings über den Durst hinaus, sodass der Spieler sie ins Hotel brachte. Weitere Spieler gesellten sich hinzu. Im Zimmer der Dame soll es dann zur Vergewaltigung gekommen sein.

Noch am selben Tag wurde dieser Vorfall der Polizei gemeldet. Die Frau zeigte den Verband sowie acht namentlich nicht genannte Spieler an. Der Verband erfuhr erst am nächsten Morgen von dem Vorfall. Die Namen der Spieler wurden geheim gehalten. Fünf Monate später holte das kanadische Nationalteam Gold bei der U20-WM. Der Fall wurde nicht weiter aufgerollt, zumal die Anzeige in der Zwischenzeit zurückgezogen worden ist.

Opfer unterzog sich einem Lügendetektor-Test

Doch der Fall bekam am 20. April diesen Jahres eine neue Wendung. Die Frau klagte den Verband. Dieser entschädigte die junge Frau finanziell – allerdings sollte sie im Gegenzug schweigen. Nun hat sich das Opfer, das E.M. genannt wird erstmals öffentlich zu Wort gemeldet. “Ich wollte nie darauf aufmerksam machen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass aus diesen Taten Konsequenzen gezogen würden,” meinte die Frau, heute 24 Jahre alt im Gespräch mit “The Globe and Mail”. “Ich fühle mich verletzlich,” fügte das Opfer hinzu. “Es war unfassbar schwierig zu sehen, wie die Fakten stückweise und nicht als Ganzes kommuniziert wurden,” gab E.M. zu bedenken.

Laut ihrem Anwalt hat sie während der Ermittlungen mit den Behörden kooperiert und sich sogar einem Lügendetektor-Test unterzogen. Dadurch sollte die Glaubwürdigkeit ihrer Behauptungen in der Klage bestätigt werden.

Vergewaltigung im Jahr 2003

Das ist allerdings nicht der einzige Fall, der das kanadische Eishockey derzeit erschüttert. Der Journalist Rick Westhead vom TV-Sender TSN enthüllte nämlich, dass es im Jahr 2003 zu einer weiteren Vergewaltigung gekommen sein soll. Drei voneinander unabhängige Quellen bestätigen Rick Westhead nämlich, dass sechs Spieler sich an einer Frau vergangen haben. Dazu soll es sogar Videoaufnahmen geben.

Das Video, sechs bis sieben Minuten lang dokumentiert demnach die schreckliche Tat. Ein Spieler macht vor laufender Kamera am Gang die Tür auf und geht in einen Raum mit einem Billardtisch. Dort sah man eine Frau auf dem Rücken liegend. Sie reagiert nicht, offensichtlich war sie bewusstlos. Daraufhin kündigte die Polizei von Halifax umfangreiche Untersuchungen an. Damals war Halifax Gastgeber der Junioren-WM.