Deutschlands Energiewende ist nicht nur teuer, sie steigert darüber hinaus den CO2-Verbrauch des Landes, und das in einem Ausmaß, das selbst Energieexperten fassungslos macht. „Deutschland verbrennt eine Menge Kohle“, stellte kürzlich Javier Blas, Kolumnist für Energie und Rohstoffe bei Bloomberg, auf Twitter fest. Die Verbrennung von Kohle macht zurzeit zirka 45 Prozent der gesamten Stromerzeugung Deutschlands aus. Dafür nennt der Energieexperte mehrere Gründe. Einer davon ist: „Der Wind weht nicht mehr.“

Der Wind bläst nicht mehr, der Kohle-Anteil wächst

Deutschland hat enorme Summen in Windenergie gesteckt, doch der Wind lässt Deutschland zu dieser Jahreszeit im Stich. Das Ergebnis: Deutschlands Energieverbrauch ist möglicherweise so CO2-intensiv wie noch nie, denn den Strom gewinnt das Land nun primär durch Kohle. In einer deutschen Kilowattstunde (kWh) steckt zunächst einmal vor allem Kohle – und dann kommt lange nichts:

Aus welchen Quellen speist sich eine deutsche Kilowattstunde Strom? Am 29. November um 10 Uhr sah das Ergebnis so aus.

„Das nenne ich Klimaheuchelei“

Das hat massive Konsequenzen für den CO2-Verbrauch. Die Kohlenstoff-Intensität des deutschen Stroms ist „auf verrückte 745 Gramm (Gramm CO2 pro KWh) gestiegen“, sagt Blas. „Das ist höher als in Südafrika und in Indien.“

Die selbstverschuldete Energiekrise

Die Entwicklung lässt auch andere Energie-Experten den Kopf schütteln. „Ich kann mich nicht erinnern, die deutsche Stromerzeugung so CO2-intensiv gesehen zu haben – 765g/kWh ist irrsinnig hoch!“, stellte Cuneyt Kazokoglu mit Blick auf den 29. November fest.  Er ist Direktor für Energiewirtschaft und Energiewende beim britischen Branchenberater FGE in London. „Sie verbrennen einfach Kohle, ergänzt mit ein bisschen Gas. Zum Vergleich: Die Kohlenstoff-Intensität der chinesischen Stromerzeugung lag im Jahr 2021 bei 550 g/kWh. Das nenne ich Klimaheuchelei.“

Kohle-Anstieg parallel zu Atom-Ausstieg

Bemerkenswert ist dabei: Im vergangenen Jahr erlebte Deutschland erstmals seit 2013 einen Anstieg der Stromerzeugung mit Kohle. Dieser Trend setzte sich heuer fort. (Die vorläufigen Daten für 2022 basieren auf der Erzeugung von Jänner bis November.)

Cuneyt Kazokoglu verweist dabei auf den gleichzeitig stattfindenden 50-prozentigen Rückgang der Stromerzeugung aus Kernenergie. „Es handelt sich um die Abschaltung der Kernkraftwerke Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen Ende vergangenen Jahres mit einer Gesamtkapazität von 4,2 GW“, berichtet der Experte.

Damit wären wir bei einem weiteren Grund für die hohe Kohlenstoff-Intensität Deutschlands: dem Verzicht auf Atomstrom. Wir lernen: Deutschland will CO2-neutral werden und gleichzeitig auf Atomstrom verzichten. Das ist vorläufig einmal gehörig schief gegangen.

Der eXXpress berichtet regelmäßig über die Energiekrise, in die sich der Westen durch seine eigene Politik gestürzt hat.