Seit Mittwoch steht Wien Kopf: Für 440.000 Fernwärme-Haushalte werden die Preise um 92 Prozent (!) steigen. Ein durchschnittlicher Verbraucher wird zusätzliche 540 Euro pro Jahr zahlen müssen. Auf die erste Empörungswelle folgte ein langes Schweigen der Energie-Manager der rot-pinken Stadt Wien. Nun, Donnerstagabend, meldete sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig auf Twitter erstmals zu Wort mit einer Lösung – man könnte auch sagen: mit einem Schwindel. Finanziert wird diese Lösung nämlich erst recht wieder von den Wienern selbst.

Nach wie vor werden hohen Kosten in den Topf der Stadt Wien fließen

An den hohen Preisen wird sich rein gar nichts ändern. Von diesen profitiert ja die Stadt Wien selbst. Wie vom eXXpress mehrfach festgehalten: Die Fernwärme ist Teil der Wiener Stadtwerke, diese wiederum gehören zu 100 % der Stadt Wien. Im Corona-Jahr 2020 jubelte Wien Energie über einen Rekordgewinn von 360 Millionen Euro.

Nein, die “Lösung” ist ein Bonus für die Fernwärme-Bezieher, mit dem diese die steigenden Kosten teilweise finanzieren sollen. Das Problem: Niemand anderer als die Steuerzahler selbst werden diesen Bonus finanzieren müssen. Das ist reinste Trickserei, sonst nichts.

Bezahlen muss der Steuerzahler

Auch die Stadt Wien kann den Bonus eben nicht aus dem Nichts hervorzaubern. Einerseits werden ihn jene Fernwärme-Haushalte finanzieren, denen er „zugute“ kommen sollen. Mit anderen Worten: Sie bezahlen sich selbst die Vergünstigung. Hinzu kommen noch die restlichen Wiener, die keinerlei Fernwärme in Anspruch nehmen und von der Teuerung bisher überhaupt nicht betroffen waren. Die werden nun höchstselbst in die Taschen greifen dürfen, um die gestiegenen Preise mitzufinanzieren.

Der einzige Profiteur ist und bleibt die Stadt bzw. ihre bestbezahlten Manager, denn ihr kommen die höheren Einnahmen zugute.

Aber: Wer weiterhin Fernwärme beziehen möchte, aber nicht zu diesen Preisen, für den bleibt die Ausweichmöglichkeit nach Oberösterreich.

Vielleicht kann sich Ludwig etwas von seinem Genossen Klaus Luger (r., SPÖ), Bürgermeister von Linz, abschauen, wo die Preise um gerade einmal 15 Prozent steigen.APA

Fernwärme-Wucher: +92% in Wien – und nur +15% in Linz

Der Vergleich zeigt: Je nach Fernwärme-Anbieter wird es bei den Preissteigerungen deutliche Unterschiede geben. Das strafen auch die Aussagen des Wien Energie Geschäftsführers Michael Strebl Lügen, der behauptet: „Wir haben keine andere Wahl. Das sind die bitteren Folgen der weltweiten Energiekrise und beispiellos explodierender Großhandelspreise. Die Teuerung wurde durch die russische Invasion in der Ukraine weiter zugespitzt – es ist leider keine Entspannung der Preislage in Sicht.“

Nein, woanders werden die Preise nicht annähernd so stark steigen wie in Wien, siehe Linz. Für die dortige Fernwärme ist die Linz AG zuständig. Sie peilt eine Teuerung von gerade einmal 15 Prozent an, wie nun bekannt wurde. Auch das ist nicht wenig – aber ein Bruchteil der Preiserhöhung Wiens. Die Linz AG beheizt 80.000 Wohnungen im Großraum Linz.

Keine Preissteigerung in Wels

Insgesamt bezieht ein Drittel der oberösterreichischen Haushalte Fernwärme. In Wels verzichtet man gänzlich auf eine Preiserhöhung, wie Florian Niedersüß, Vorstandssprecher der eww-Gruppe in Wels, gegenüber orf.at unterstreicht: „Die Fernwärme wird dieses Jahr gar nicht steigen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Preis nur um rund zehn Prozent erhöht, das heißt es ist ein sehr günstiges Produkt geblieben. Für den kommenden 1. Jänner können wir es noch nicht genau sagen, es wird sich aber im Rahmen der normalen Teuerung abspielen.“

Es geht auch anders – aber anscheinend nicht in Wien….