Beim Hochwasserunglück an der Ahr starben im vergangenen Jahr 134 Menschen, fast 700 Menschen wurden verletzt. Tausende verloren ihr Zuhause. Jüngste Erkenntnisse belasten die damalige Umweltministerin Anne Spiegel enorm. Das von ihr geleitete Ministerium soll komplett versagt haben. Wie nun von FAZ und Focus veröffentlichte Chats nahelegen, sorgte sich Spiegel damals primär um ihren Ruf. Ihr war es demnach wichtiger, von ihrem Missmanagement abzulenken, als um die Hochwasser-Katastrophe zu managen.

Image wichtiger als Krisenmanagement

Das dem Ministerium untergeordnete Landesamt für Umwelt hat damals zu lange zu niedrige Pegelstände gemeldet. Dadurch wurden die Feuerwehren und der Krisenstab im Unklaren ließen. Das Umweltministerium veröffentlichte eine Presseerklärung, derzufolge nicht mit einem Extremhochwasser zu rechnen sei.

Mehr Inszenierung? Anne Spiegel während der Hochwasserkatastrophe

Als am folgenden Tag das Ausmaß der Katastrophe deutlich wurde und erste Berichte von Todesopfern bekannt wurden, versuchten die Politikerin und ihr Stab hektisch, vom Missmanagement abzulenken. So schrieb der Pressesprecher in einer SMS: „Annes Rolle muss meines Erachtens immer mit einer konkreten Rolle oder Zuständigkeit verbunden sein, es darf nicht nach politischer Instrumentalisierung aussehen.“

Am 14. und 15. Juli 2021 suchte ein Extremhochwasser die Region an der Ahr heim.

Spiegel sah es offenbar ähnlich und kommentierte: „Lieber Dietmar, das deckt sich mit meinen Überlegungen, plus: das Blame-Game könnte sofort losgehen, wir brauchen ein Wording, dass wir rechtzeitig gewarnt haben, ich im Kabinett.“ Zudem wollte die Ministerin herausstreichen, dass „ohne unsere Präventions- und Vorsorgemaßnahmen alles noch viel schlimmer geworden wäre etc.“

Am Freitag wird die nunmehrige Bundesfamilienministerin dem Untersuchungsausschuss in Rheinland-Pfalz Rede und Antwort stehen müssen.