Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus und der Bundesverband für Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) haben jüngst auf den massiven Mangel an Berufskraftfahrern in Deutschland aufmerksam gemacht. Dieser wird nämlich zunehmend zum Problem. Schließlich ist nichts Geringeres als die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs in Gefahr. Zudem sind die Lieferketten der Industrie und zahlreiche gemeinnützige Dienstleistungen betroffen.

Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) zum Beispiel warnt vor einem Notstand bei den Fahrern von Müllfahrzeugen. „Ein Versorgungskollaps ist nicht mehr ausgeschlossen“, sagt BDE-Präsident Peter Kurth im Gespräch mit der “Welt”. Im Extremfall müssten künftig Touren ausgedünnt und Abholrhythmen von Mülltonnen ausgeweitet werden.

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) wiederum meldet 7700 offene Stellen bei seinen Mitgliedsunternehmen und damit so viele, dass reihenweise Aufträge abgelehnt werden müssen, seien es touristische Busreisen, Klassenfahrten, Tagesausflüge und zunehmend auch Linienverkehre im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP)Quelle: Oliver Berg/ / Picture Alliance

FDP-Minister Volker Wissing hat bei Lösung des Problems offenbar keine Eile

BDE und bdo wenden sich nun gemeinsam mit dem BGL und dem Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) hilfesuchend an die Politik. „Es gibt bereits sehr viele Kampagnen zur Fahrergewinnung. Am Ende stolpern wir aber alle immer wieder über die Bürokratie“, kritisiert Leonard. Die vier Verbände haben daher jüngst ein Positionspapier erstellt und sich damit an das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gewandt.

Allerdings scheint sich das FDP-geführte Verkehrsministerium nur marginal für das Thema zu interessieren. Das jedenfalls lässt ein Briefwechsel zwischen BDE und Minister Volker Wissing vermuten. Mitte Juni 2022 hatte der Entsorgerverband anknüpfend an ein gemeinsames Abendessen mit Wissing in einem zweiseitigen Schreiben Vorschläge für die Lösung des Fahrermangel-Problems skizziert und um eine „vertiefte Diskussion“ wahlweise mit dem Minister oder den zuständigen Beamten seines Hauses gebeten. Für eine Antwort hat Wissing dann aber fünf Monate gebraucht.