Max Verstappen – und dann lange nichts mehr. So kann man das erste Rennen der Formel-1-Saison in Bahrain wohl am ehesten beschreiben. Zu dominant war Red Bull im ersten Grand Prix 2023. Der Niederländer fuhr mit Leichtigkeit und im Schongang zum ersten Sieg. Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach nach dem Rennen bei Sky Klartext: “Wenn man jetzt die Rangordnung anschaut, dann ist Red Bull auf einem anderen Planeten unterwegs.” Der Wiener hatte in Sakhir überhaupt keinen Grund zur Freude.

Der Teamchef von Mercedes zog eine gnadenlose Bilanz: “Es gibt keine positiven Dinge, in Summe relativ viel zu reparieren”. Wolff sprach von einem “unserer schlimmsten Tage im Rennsport.” Rekordweltmeister Lewis Hamilton fehlten als Fünfter fast 51 Sekunden auf Verstappen, George Russell auf Platz sieben sogar 56. “Aston Martin ist unglaublich stark, die sind eigentlich die zweitschnellsten auf der Bahn. Bei uns die Seuche”, ergänzte Wolff.

"Dramatischer Weckruf" für Mercedes

Die Kräfteverhältnisse in der Wüste waren mehr als eindeutig. Dank eines minimalen Reifenverschleißes am RB19 baute Red Bull seinen Vorsprung an der Doppelspitze aus. Zudem kämpfte Ferrari mit Problemen am Boliden und Mercedes sogar mit der ganzen Philosophie des “Silberpfeils.” Man müsse jetzt alles versuchen, “das Auto komplett auf den Kopf stellen, gnadenlos analysieren”, sagte Wolff. Es sei wichtig gewesen, diesen “dramatischen Weckruf” bekommen zu haben.

Toto Wolff war nach dem Rennen in Bahrain bedientAPA/AFP/Giuseppe CACACE

Red-Bull-Berater Helmut Marko konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. “Wir haben gedacht, dass sie hierher mit einem Auto kommen, das wettbewerbsfähig sein wird. Wie der Plan B ausschaut, da lassen wir uns überraschen. Was immer man jetzt extrem versucht oder neu gestaltet, geht im Budget für andere Sachen verloren”, sagte der Steirer (79). Russell traut Red Bull sogar den Durchmarsch zu. “Red Bull hat diese Meisterschaft fest im Griff”, betonte der Engländer. “Ich glaube nicht, dass irgendjemand dieses Jahr mit ihnen kämpfen wird. Sie sollten dieses Jahr jedes einzelne Rennen gewinnen, darauf wette ich.”

Leclerc bedient

Die Schwächen der ersten Red-Bull-Verfolger nutzten Aston Martin und Fernando Alonso eiskalt. Der Spanier ist nach Platz drei nun erster Red-Bull-Verfolger. Der Rückstand des Spaniers (41) auf Verstappen betrug mehr als 38 Sekunden, allerdings auch bedingt durch einige Überholmanöver. Ein Anweisung der Red-Bull-Crew an den niederländischen Titelverteidiger klang aber gleichzeitig wie eine Drohung an den Rest. “Es gibt kein Rennen, Max”, wurde dem Niederländer einige Runden vor Rennende gefunkt. Verstappen drosselte sein Tempo daraufhin um fast eine Sekunde pro Umdrehung.

Charles Leclerc war hingegen nach dem Rennen bedient. Der Vizeweltmeister war lange Zeit auf Podiumskurs, ehe sein Ferrari nach 41 Runden ohne Antrieb ausrollte. Schon vor dem Rennen wurden beim roten Boliden des Monegassen der Energiespeicher sowie die Kontroll-Elektronik präventiv gewechselt. Für den neuen Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur kam der Ausfall jedenfalls überraschend. “Das ist das erste Mal aufgetreten”, sagte der Franzose (54) über das Antriebsproblem mit Blick auf die vielen Testkilometer.

Nach dem Rennen machte Ferrari-Fahrer Charles Leclerc kein Geheimnis daraus, dass noch viel Arbeit warten würde. “Nicht das Rennen, das wir haben wollten, wir hatten Probleme mit der Pace und konnten das Rennen leider wegen eines Zuverlässigkeitsproblems nicht beenden. Zwei Wochen, um von Jeddah aus Vollgas zu geben und zu reagieren,” schrieb der Monegasse.