Die Telefonstelle von Wien Energie ist hoffnungslos überlastet. Die ratlosen Kunden werden daher seit Wochen bei der Stadtwerke-Servicestelle vorstellig, wo sich täglich eine immer längere Schlange bildet. Die hohen Strom- und Gaspreise treiben die Menschen in die Verzweiflung. Sie wissen nicht mehr, wie sie sich das leisten sollen, was auf der Jahresabrechnung steht. Dabei geht hier vieles gar nicht mit rechten Dingen zu.

Eine Strompreisebremse, von der die Kunden nichts haben

„Die Teilzahlungen sind über das Jahr explosiv angestiegen“, erzählt Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzvereines (VSV), dem eXXpress. Rund 500 Beschwerden, die seit November den VSV erreicht haben, hat der Verein begleitet und unterstützt, so viele wie in so kurzer Zeit wie noch nie.

Dabei ist seit 1. Dezember 2022 eigentlich die „Strombreisbremse“ in Kraft. Die sollte automatisiert über die Stromlieferanten abgewickelt werden. Der Staat springt bis zum Verbrauch von 2900 Kilowattstunden mit 30 Cent pro Kilowatt ein. Der Kunde sollte also im Endeffekt nur 12 Cent (mit Umsatzsteuer) pro Kilowattstunde hinblättern. Doch die Energieanbieter berücksichtigen das in den Jahresrechnungen im Dezember nicht, kritisiert Kolba.

Auch die Grundversorgung wird den Menschen vorenthalten

Offensichtlich funktioniere das Zusammenspiel zwischen Gewesslers Energie-Ministerium und den Energieversorgern nicht. MAXENERGY spricht in einem Schreiben von Abrechnungsproblemen. Ausbaden müssen alles aber die Kunden. Sie sind nun mit Jahresrechnungen konfrontiert, die ein Vielfaches zu jenen der vorangegangenen Jahre betragen. Dabei sollte ab Dezember eigentlich der Staat aushelfen.

VSV-Obmann Peter Kolba warnt: Kunden sollen alles ausbaden.APA/GEORG HOCHMUTH

Der VSV-Obmann rät den Menschen seit Monaten schon, ihr Recht auf Grundversorgung in Anspruch zu nehmen. Beim Verbund gebe es moderate Grundversorgungstarife. Im Falle von Strom und Gas besteht in Österreich nämlich die Pflicht zur Grundversorgung. Energie-Unternehmen dürfen zwar Strom und Gas abschalten, wenn Rechnungen nicht bezahlt werden. Doch der gesetzliche Anspruch der Grundversorgung ermöglicht es Verbrauchern und Kleinunternehmen, eine drohende Abschaltung zu verhindern, sobald sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten.

Das Problem: Auch bei der Grundversorgung lassen sich Landesversorger und Verbund mittlerweile alles Mögliche und Unmögliche einfallen, um den Menschen dieses Recht vorzuenthalten. Jede Woche gebe es neue Ausreden, klagt Kolba. Mittlerweile stellen die Betreiber sogar das Gesetz in Frage, erklären es für verfassungswidrig und wollen eine Änderung im Parlament durchsetzen. Demnach sollte das Anrecht auf Grundversorgung nur mehr sozial schwachen Menschen zustehen. Doch der Gesetzestext lautet anders.

Absurd hohe Verbraucherrechnung

Kürzlich wandte sich ein Kunde an den Verbraucherschutzverein mit einer schlicht absurd hohen Verbraucherrechnung. Sie war mit Strom-Mengen unterlegt, die der Betroffene in dieser Höhe gar nicht verbraucht haben konnte. Schuld sei die Ista gewesen, berichtet Kolba, ein Subunternehmen der Wien Energie. Es würden sich beim ihm seit Jahren immer wieder Fehler bei der Abrechnung einschleichen, etwa indem es die Fernwärme dazuzählt, berichtet der Konsumentenschützer.

In solche Probleme werden zahlreiche Strom- und Gaskunden kurz vor Weihnachten gestürzt. Den Verbrauchern steht die Grundversorgung zu und der beschlossene Stromkostenzuschuss. In der Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus. Die Turbulenzen auf den verrückt spielenden Energie-Märkten und die Auswüchse der vergangenen Energie-Politik müssen vor allem die Bürger ausbaden.