“Sie kommt immer in Konvoi, mit zwei, drei Autos, zivil. Sie macht im Jahr ein bis zwei Aufträge für DEA” – das ist eine der wichtigsten Passagen aus dem neuen Geheimvideo, das ein privater Informant Heinz-Christian Straches mit seinem Mobiltelefon gedreht hat. Der Österreicher stellt dabei einem gebürtigen Bosnier viele Fragen über die falsche Oligarchin, die bekanntlich als “Alyona Makarov” im Juli 2017 den früheren Vizekanzler Österreichs in die Ibiza-Falle gelockt hat. Der FPÖ-Chef hat die Komplizin der Ibiza-Bande damals sogar als “schoaf” bezeichnet.

Viele halten diese junge Frau mit ihrem auffällig operierten Gesicht und den dünnen Beinen ja schon seit langem für tot: Sie sei eine zu gefährliche Zeugin für den Rest der ganzen Ibiza-Clique – und auch für die Hintermänner, die den ganzen Polit-Krimi finanziert haben könnten. Für diese Möglichkeit spricht auch, dass der Lockvogel noch immer nicht vom Bundeskriminalamt gefunden werden konnte.

Ein weiteres gutes Foto aus dem Video: Wer kennt diese junge Frau?

Jobbt die falsche Oligarchin für US-Drogenfahnder?

Aber nun spricht erstmals ein Zeuge über einen zweiten Grund, warum “Frau Makarov” nicht mehr aufgespürt werden kann: Sie soll, so meint der im Video erzählende gebürtige Bosnier, für die Drug Enforcement Administration (DEA) arbeiten, also für die Elite-Drogenfahndung der Vereinigten Staaten. Zitat aus dem Film, bei dem nur die Beine des Zeugen zu sehen sind: “Die haben auch ein Büro in Berlin. Jedes Jahr macht sie für die DEA ein bis zwei Aufträge.”

Tatsächlich hat die DEA weltweit 92 Büros in 70 verschiedenen Nationen – und dieser Hauptberuf würde auch erklären, warum Österreichs Behörden relativ flott die offizielle Fahndung nach dieser jungen Dame wieder beendet haben.

Verschwunden: "Alyona Makarov", die "Oligarchin" aus dem Ibiza-Video

Interessante Spur nach Bosnien

Und der Zeuge plaudert noch mehr über die angebliche “Ibiza-Oligarchin” aus, die sich für die “Operation Strache” den Namen eines russischen Milliardärs gestohlen hat: “Sie verändert sich ständig. Andere Haare, einmal dunkel, dann wieder hell. Ihre Mutter ist Rechtsanwalt in der Republika Srbska, in Bosnien.” Er nennt auch die Stadt – und spricht über die guten Kontakte der Mutter des Lockvogels zu einem bekannten Wiener Politiker (aus medienrechtlichen Gründen nennt der eXXpress nicht dessen Namen).

Im Handy-Video wird auch erklärt, warum die untergetauchte “Oligarchin” relativ gut Russisch spricht. So sagt der Bosnier: “Wir mussten in der Schule alle Russisch lernen.” Das erklärt auch, warum “Alyona Makarov” vereinzelt serbische Ausdrücke in ihr Russisch mischte. Und wie der eXXpress bekanntlich exklusiv berichtete, fiel einer gebürtigen Russin, die im Sommer 2021 das ganze Video sehen konnte, die “schlechte Sprache” der Blondine auf: “Sie redet wie ein Volksschulkind. Das ist sicher keine gebürtige Russin.”

Wegen Drogenverbrechen angeklagt: Ibiza-Video-Haupttäter Julian Hessenthaler

Lockvogel wäre vor Verfolgung relativ sicher

Heinz-Christian Strache, der das Video ebenfalls kennt, ist überzeugt: “Das ist eine gute, eine wichtige Spur. Das Bundeskriminalamt muss diesen Aussagen nachgehen. Die Ermittler haben mit dem ganzen Video ja auch alle biometrische Daten dieser Frau.”

Ob das wirklich passieren wird? Das ist eher fraglich: Erstens fehlt ein offizieller Auftrag der Staatsanwaltschaft, diese Frau zu suchen. Und zweitens ist es auszuschließen, dass sich österreichische Beamte mit einer US-Behörde Ärger einhandeln wollen, wenn sie einen wichtigen Lockvogel für Operationen gegen die Drogenmafia vernehmen und vielleicht sogar verhaften.

"Eine gute Spur", meint Heinz-Christian Strache zu den Infos auf dem Video.

Als "Branchenkollegin" wäre "Makarov" ideal für die Rolle gewesen

Der Hinweis, dass die “Oligarchin” Aufträge für die DEA abwickelt, ist aber noch aus einem weiteren Grund ernst zu nehmen: Immerhin haben auch der wegen Drogenverbrechen angeklagte Ibiza.Video-Haupttatverdächtige Julian Hessenthaler und frühere Freunde von ihm mit ihrer Firma Aufträge für österreichische Kripo-Einheiten und für die Finanzpolizei erledigt. Und Hessenthaler musste beim Ibiza-Video-Coup im Jahr 2017 eines ganz sicher wissen: Ob er seinem Lockvogel absolut vertrauen kann. Eine “Branchenkollegin”, die bereits als Profi zuvor schon verdeckte Operationen abgewickelt hat, wäre dafür jedenfalls die beste Wahl gewesen.

Sie mussten sich gut kennen: So lief die "Oligarchin" durch die Ibiza-Finca, in der sie mit Julian Hessenthaler wohnte.