In diesen Tagen hallen vor allem die Geräusche fallender Bomben, das Surren von Raketen und das Heulen von Sirenen, die Luftalarm verkünden durch die Straßen und Gassen vieler Städte in der Ukraine – doch am Dienstag trauten Bewohner der Stadt Odessa wohl ihren Ohren kaum, als sie die wohlklingenden und heiteren Töne von Blasmusikanten hörten.

Im Laufe der Jahrhunderte war Musik in Konfliktzeiten eines der größten Werkzeuge des Widerstands. Es hat den Menschen Frieden gegeben und auch die Kraft, weiterzumachen. Und der Krieg zwischen Russland und der Ukraine kann keine Ausnahme sein.

 Als die russische Invasion in der Ukraine in den 14. Tag ging, wurde in den sozialen Netzwerken ein Video tausenfach geteilt: Darin zu sehen – und zu hören – ist eben jene ukrainische Militärkapelle in Odessa, welche die Melodie von Bobby McFerrins weltbekanntem Song “Don’t Worry, Be Happy” spielt.

Für die Musikanten war es der erste “Auftritt” seit Kriegsbeginn, die Sandsäcke und Barrikaden um sie herum, die das Opern- und Balletttheater von Odessa schützen sollen, zeugen von der sehr realen Möglichkeit, dass es jederzeit zu einem Angriff durch russische Truppen kommen kann – im Hintergrund sind auch immer wieder Explosionen in der Ferne zu hören.

Doch die Band, allesamt in Militäruniform gekleidet, spielt unbeirrt weiter, während die ukrainischen Fahnen im Wind mitwehen. Odessa, direkt am Meer gelegen, ist für die Ukraine als wichtiger Dreh- und Angelpunkt für Handel, Industrie und Transportwesen. Bislang ist die Millionenstadt russischem Beschuss entgangen, doch die Einwohner warten nervös darauf, ob ihre historische Stadt nach Kiew und Mariupol im Norden und Osten als nächstes zum Ziel russischer Angriffe werden wird.

Aber auch wenn die Russen kommen – auch in Odessa ist der Kampfeswille ungebrochen: “Wir haben Odessa nicht an Hitler übergeben, und wir werden es niemand anderem übergeben”, sagte Galyna Zitser, Direktorin der Philharmonie von Odessa.