Das Finanzdesaster um die Wien Energie birgt politischen Sprengstoff: Die stadteigene Tochter war aufgrund ihrer Einkaufspolitik derart in Schieflage geraten, dass der Steuerzahler mit Millionen-Summen einspringen musste. Erfahren hat Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) davon aber erst aus den Medien – das sagte er heute im Zeugenstand vor der Untersuchungskommission. Seine Aussage steht somit im Widerspruch mit jener des Präsidialchefs. Laut bisherigen Aussagen war Wiederkehrs Büroleiter vom Präsidialchef des Wiener Bürgermeisters, Peter Pollak, bereits im Vorfeld informiert worden.

"Deshalb war ich angefressen"

Diese Frage stand heute vor der Untersuchungskommission im Mittelpunkt. Was wurde Wiederkehr am 15. Juli 2022 genau mitgeteilt? Gemeinderat Hans Arsenovic (Grüne) postete im Zuge der Einvernahme ein erstes Zitat von Wiederkehr auf Twitter. “Ich hab über den Liquiditätsengpass der Wien Energie erst aus den Medien erfahren – deshalb war ich angefressen”, wird der Vize-Bürgermeister zitiert.

Damals beschaffte Ludwig der Wien Energie über seine Notkompetenz mit 700 Millionen Euro die erste Tranche einer Finanzreserve. Zuletzt standen Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Bereichsdirektor Karl Pauer der Kommission Rede und Antwort. Dabei ging es im Wesentlichen darum, wann Ludwig vom hohen Geldbedarf der Wien Energie erfahren hat.

Wiederkehr und seine Anwältin vor Beginn der Einvernahme.APA