In diesem Jahr ging der Hayek Lifetime Achievement Award im November an den monotenegrinischen Ökonomen, Unternehmer und Politiker Veselin Vukotić – “für seinen unermüdlichen Einsatz und seine Pionierarbeit für die Österreichische Schule der Nationalökonomie”, sowie für seine Förderung “des allgemeinen Niveaus der ökonomischen Bildung in Montenegro, auf dem Balkan und international”. Vukotić hat eine spannende und abwechslungsreiche Karriere hinter sich, die im sozialistischen Jugoslawien begann. Verliehen wurde der Hayek Award wie jedes Jahr vom Austrian Economics Center, diesmal in den Räumlichkeiten der Österreichischen Nationalbank.

"Zu schade, so ein smarter junger Mann, aber verrückt nach dem freien Markt!“

Von 1985 bis 1988 gehörte Vukotić im Post-Tito-Jugoslawien dem Kabinett des damaligen Montenegrinischen Präsidenten Vuko Vukadinović an. “Zu schade, so ein smarter junger Mann, aber verrückt nach dem freien Markt!“, meinte dieser über Vukotić. Er wunderte sich über den damaligen Direktor für Zentrale Planung, der seine Position dafür nutzte, die freie Marktwirtschaft zu fördern, und zwar erfolgreich, wie sich nach 1989 zeigte. Als Minister für Unternehmertum und Privatisierung in Jugoslawien schuf Vukotić von 1989 bis 1992 die gesetzlichen Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung der vormals kommunistischen Republiken. Seinem Einfluss dankt Montenegro die Anbindung an die D-Mark und später an den Euro, was wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit des kleinen Landes beitrug.

Veselin Vukotic bei seiner DankesredeVictoria Schmid

Das Austrian Economics Center in Wien verleiht seit mehr als einem Jahrzehnt jährlich den Hayek Lifetime Achievement Award. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Historiker Niall Ferguson, die Ökonomen Deirdre McCloskey und Arthur B. Laffer, der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa und auch Unternehmer wie Peter Thiel und Richard J. Stephenson. “Der diesjährige Preisträger ist insofern bemerkenswert, als er nicht nur ein Wissenschaftler, sondern auch ein öffentlicher Intellektueller und Unternehmer ist”, erklärte in seiner Laudatio Hannes Gissurarson, selbst ein verdienter Ökonom, der Island aus der Finanzkrise von 2008 geführt hat.

Veselin Vukotić wuchs in ländlicher Umgebung auf, in seiner Familie gab es Partisanen-Kämpfer, die später im jugoslawischen Ein-Parteien-Staat für ihre regimekritischen Aussagen hart bestraft wurden. Vukotić studierte Ökonomie an der staatlichen Universität in Montenegro und in Belgrad. Bei einem Studienaufenthalt in Moskau lernte er die “reaktionären” Werke des  österreichischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Friedrich August von Hayek und dessen Lehrers Ludwig von Mises’ kennen. Vor allem Hayeks Text “Der Gebrauch des Wissens in der Gesellschaft” ließ in ihm “Zweifel an der zentralisierten Planung aufkeimen”, wie Vukotić in seiner Dankesrede sagte. “Ein Zweifel, der in wenigen Jahren zu einer offenen Ablehnung und Kritik am sozialistischen System heranwuchs.”

Gründer der ersten privaten Universität Montenegros

Dass staatliches Eigentum die effizienteste Art von Eigentum ist, begann Vukotić zunehmen zu bezweifeln. Gestützt auf Hayek entwickelte er fortan seine eigenen Überlegungen zur Wirtschaftsordnung und Gesellschaft. Damals entstand auch seine Überzeugung, dass gesellschaftlicher Wandel nur von innen heraus entstehen muss, durch die Entfaltung des Einzelnen. “Vor allem eine Idee lag mir sehr am Herzen: das Privateigentum als Grundlage für die Organisation der Wirtschaft”, sagte Vukotić.

Konsequenterweise gründete er später im unabhängigen Staat Montenegro die erste private Universität: University Donia Gorica. Es gelang ihm, internationale Größen der Wirtschaftswissenschaften wie Steve Pejović und Enrico Colombato hier zu verpflichten. Heute besuchen rund 25 Prozent aller montenegrinischen Studenten die Uni.

Der Hayek Lifetime Achievement Award wurde im Rahmen der Internationalen Konferenz “The Austrian School of Economics in the 21st Century” an Veselin Vukotić verliehen.