Für viele Veteranen aus Afghanistan oder aus dem Irak-Krieg ist der Krieg in der Ukraine bereits wieder vorbei: Wie Recherchen des Berliner Wochenmagazins “Der Freitag” ergeben haben, hätten sich bereits viele der bis zu 15.000 freiwilligen Kämpfer bereits wieder von den ukrainischen Streitkräften verabschiedet – und wären schon wieder in ihren Heimatländern.

Der Hauptgrund des schnellen Endes des Kampfeinsatzes in der Ukraine: Die Söldner und freiwilligen ausländischen Kämpfer seien von der Stärke der Feuerkraft der russischen Streitkräfte überrascht worden. Und es hätte auch “wahre Schockmomente” gegeben: So hätte etwa der russische Feuerschlag auf die Quartiere der Söldner bei Lemberg für ein sehr plötzliches Ende jeder Landsknecht-Romantik bei den Freiwilligen gesorgt. Immerhin sollen mehr als 35 Söldner in den brennenden Ruinen ums Leben gekommen sein, manche werden ihr weiteres Leben mit den Folgen der beim Raketenangriff erlittenen Verwundungen leben müssen.

Da ließen sich die freiwilligen Kämpfer noch lächelnd fotografieren.

"In Afghanistan nie erlebt"

Als ein Beispiel von vielen nennt “Der Freitag” den Fall des Briten Jason Haigh (34): Der Ex-Soldat kam als einer der ersten westlichen Freiwilligen in die Ukraine. Seine Einheit erlebte den Raketenbeschuss des Flughafens Hostomel bei Kiew. Gegenüber der Zeitung “Sun” meinte Haigh, mit seiner in Afghanistan und im Irak gesammelten Kampferfahrung sei dieser Krieg nicht zu vergleichen: „Ich habe noch nie eine solche Feuerkraft erlebt. Ich glaube, dass es kaum jemand aus unserer Generation jemals so erlebte.“

Haigh schaffte es mit anderen Kameraden bereits zurück nach Polen.

Artillerietreffer: Die Ukrainer bergen die Todesopfer.

"Scheißkrieg - wir haben einige unserer Freunde verloren."

Ähnliche Erfahrungen schilderte ein früherer US-Polizist aus Dallas. Dem Sender CBS erklärte der 46-jährige Ukraine-Söldner, dass seine Einheit zum Ziel russischer Raketen geworden sei und „massive Verluste“ erlitten habe. Er selbst sei verletzt worden und nach einer Woche im Kampfgebiet wieder nach Texas zurückgekehrt. Seine Einheit habe allein beim Angriff auf Jaworiw die Hälfte ihrer Männer verloren.

Mittlerweile scheint klar: Ein Großteil der ausländischen Kämpfer dürfte entweder getötet worden sein oder hat wie Jason Haigh die Ukraine wieder verlassen. Die US-Sicherheitsagentur Forward Observations Group sah sich laut “Der Freitag” gezwungen, in den sozialen Netzwerken das Statement zu verbreiten, dass ihre „Mission in der Ukraine“ beendet sei. Zitat: „Wir haben in diesem Scheißkrieg einige unserer Freunde, ehemalige Lehrer und Bekannte verloren“.

Der Krieg in der Ukraine wird somit vermutlich nicht mit Freiwilligen aus westlichen Nationen geführt werden können. Und das wird langfristig ein großes Problem für die ukrainischen Streitkräfte, die für eine 1800 Kilometer lange Front wesentlich weniger Rekruten anwerben können. Die russische Armee kann ständig neue Bataillone und Brigaden in die Ukraine verlegen, zerschossene Panzer ersetzen – auch wenn das Monate dauert. Die Zeit spielt für Wladimir Putin.

Die Feuerschläge der russischen Armee sind bei den Söldnern gefürchtet.
Raketenwerfer mit thermobarischen Raketen im Einsatz in der Ukraine.