Thomas Kasza gehörte als US-Soldat einer Spezialeinheit im Irak und in Afghanistan. Heute ist er verzweifelt: „Die Afghanen, die ich ausgebildet habe, kämpfen in der Ukraine für Putin“, schreibt er in der „New York Times“. „Ich habe geholfen, Wladimir Putins Fremdenlegion aufzubauen.“

Die „Green Berets“, denen Kasza angehört hat, „sind auf die Ausbildung und den Kampf an der Seite einheimischer Streitkräfte spezialisiert, und unsere größte Stärke ist das Vertrauen und die Kameradschaft, die wir mit unseren Partnern entwickeln.“ Gemeinsam seien sie ein Bollwerk gegen die Taliban gewesen. Dabei kostete die Partnerschaft Unsummen.

Die Afghanischen Nationalarmeebei einer MilitärübungAPA/AFP/HOSHANG HASHIMI
Putin darf sich über gut ausgebildete Spezialeinheiten aus Afghanistan freuen.APA/AFP/HOSHANG HASHIMI

„Wir haben die engsten Partner im Stich gelassen“

Seit dem „überstürzten Abzug aus Afghanistan“ hat sich das Leben seiner einstigen Kameraden in Afghanistan radikal geändert. Viele standen vor dem Nichts und wurden nun verfolgt. Doch Putin hatte ein Angebot für sie. „Für die 20.000 bis 30.000 Männer, die wir ausgebildet haben, sind ein regelmäßiges Gehalt und die Aussicht auf Schutz vor den Taliban oft ein zu gutes Angebot, als dass sie darauf verzichten könnten – selbst wenn der Preis dafür die Rückkehr in den Kampf ist.“

Die einst von den USA ausgebildeten Kämpfern hätten Fürchterliches durchgemacht nach dem August 2021, als die Taliban wieder in Kabul einmarschierten. „Diejenigen, die einst die amerikanischen Truppen beschützt haben, werden aktiv gejagt.“ Aus jeder Zeile des Kommentars in der „Ney York Times“ spricht Verzweifelung: „Wir haben unsere engsten Partner im Stich gelassen“.

Der Befehlshaber der US- und NATO-Streitkräfte in Afghanistan, General Scott Miller (links), besucht Soldaten der Afghanischen Nationalarmee.APA/AFP/THOMAS WATKINS

Putin gab den allein gelassenen Kämpfern eine Perspektive

Den Zurückgebliebenen, die unter Hunger, Elend und Verfolgung litten, gibt Putin „Hoffnung“. Dafür erhalten sie 1500 Dollar und die russische Staatsbürgerschaft. „Die Ironie besteht darin, dass diejenigen, die sich an die Front im Donbass begeben, von denselben Waffen aus amerikanischer Produktion zerfetzt werden, die sie einst im Kampf unterstützt haben.“

Der ehemalige Kämpfer in Afghanistan zieht ein bitteres Fazit: „Ich kann den afghanischen Kommandosoldaten, die für Russland kämpfen, keinen Vorwurf machen“. Der erste Profiteur ist Putin: Er schickt nun kampferprobte Spezialeinheiten an die Front, die keine Amateure sind, sondern von amerikanischen Top-Experten ausgebildet wurden – und darüber hinaus nicht Russen sind, die Putin an der Front opfern muss.

Auch die Taliban können jubeln. „Der gefährlichste Kern für eine Widerstandsbewegung ist die Flucht aus dem Land“, meint Thomas Kasza, der von einer „nationalen Schande“ spricht. „Ich kann mir nur vorstellen, wie verraten sich unsere afghanischen Kollegen fühlen müssen.“

Der überstürzte Abzug der USA ließ die afghanischen Soldaten allein zurück.APA/AFP/THOMAS WATKINS