Nukleare Energie erlebt derzeit eine Renaissance. Vor allem in China schießen neue Reaktoren nur so aus dem Boden. Aktuell plant Peking mit 32 neuen Atomreaktoren, die innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre in Betrieb gehen sollen. Aber auch Frankreich, Russland und Indien setzen verstärkt auf die den Bau neuer AKW.

Atomkraft? Ja bitte!

Dass Kernenergie wieder salonfähig gemacht werden soll, erkennt man auch an einer Abstimmung aus Brüssel. Anfang Juli vergab die EU ein grünes Gütesiegel. Atomkraft gilt nun als klimafreundliche Investition.

In Paris kündigte Präsident Emanuel Macron den Neubau von bis zu 14 Atomreaktoren an, um einen drohenden Blackout zu verhindern. Unterdessen nimmt sogar in Deutschland die Debatte über einen Weiterbetrieb der verbliebenen Kernkraftwerke an Intensität zu. Jenseits einer Laufzeitverlängerung fordern manche Stimmen in Berlin gar den Wiedereinstieg in die Kernenergie. Eine Diskussion, die Politikexperte Dr. Ralph Schöllhammer auch in Österreich starten will. Heißt es in Österreich 44 Jahre nach Zwentendorf bald “Atomkraft? Ja bitte!”? – Klar scheint: Mit Solarzellen und Windrädern wird der drohende Gasausfall nicht zu kompensieren sein.

Wirtschaftsstandort in Gefahr

Schöllhammers Überlegungen sind vor allem für den Wirtschaftsstandort Europa interessant. Der Professor der Webster University in Wien warnt: “Nur zwei europäische Nationen sind unter jenen 15 Ländern, die ihre Nuklearenergie-Kapazitäten ausbauen, nämlich Frankreich und die Slowakei. China, Indien, die Türkei, Südkorea und Russland investieren Milliardenbeträge in die Errichtung neuer AKW. Binnen einer Generation werden die Energiepreise überall außerhalb Europas wesentlich günstiger sein, was den Verlust von Industriebetrieben und Arbeitsplätzen zur Folge haben wird.

Will die Debatte über Atomkraft auch in Österreich wieder befeuern: Politik-Experte Ralph Schöllhammer

Gewessler wollte Kohlekraftwerk wieder öffnen

Österreichs zuständige Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler versucht indes die Kohlen auf andere Art aus dem Feuer zu holen. Eigentlich hätte die Wiederinbetriebnahme des 2020 stillgelegten Kohlekraftwerks in Mellach (Steiermark) beschlossen werden sollen. Doch der Plan der grünen Ministerin wurde zum Flop. Schon alleine die Berechnung der Kosten macht das Versagen deutlich. Zuerst waren von Gewessler 20 Millionen Euro genannt worden, dann seien diese auf 160 Millionen Euro angestiegen.

Das Kohlekraftwerk Mellach in der Steiermark.

Hat die Atomkraft auch in Österreich eine Zukunft?