Auch in den USA klettern die Preise steil in die Höhe. Doch im Gegensatz zu Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), will US-Notenbankchef Jerome Powell gegensteuern und zwar kräftig. Der Inflation hat er nun den Kampf angesagt. “Wir wissen, dass die hohe Inflation ihren Tribut fordert”, sagte der Fed-Präsident in einer im Voraus veröffentlichten Fassung einer für Dienstag geplanten Rede vor einem Senatsausschuss.

"Werden verhindern, dass sich die Inflation festsetzt"

Die gestiegenen Kosten für Lebensmittel, Wohnung und Verkehr träfen besonders die sozial Schwachen. “Wir werden unsere Instrumente nutzen, um die Wirtschaft und einen starken Arbeitsmarkt zu stützen und um zu verhindern, dass sich die Inflation festsetzt”, unterstrich Powell.

An den Märkten wird spekuliert, die Fed könnte schon im März die Zinswende einleiten und sich gegen die stark steigenden Preise stemmen. Die US-Teuerungsrate ist im November auf 6,8 Prozent geklettert -–der höchste Wert seit 1982. Für die am Mittwoch anstehenden Daten für Dezember erwarten Experten einen Anstieg auf satte 7 Prozent. Aus der Coronakrise resultierende Lieferprobleme, Materialengpässe und geradezu explodierende Energiekosten heizen die Inflation an.

Rasche Abkehr von Politik des billigen Geldes geplant

“Die Federal Reserve arbeitet für alle Amerikaner”, unterstrich Powell, der die Fed seit Anfang Februar 2018 führt. Er sei den Prinzipien von Transparenz und klarer Kommunikation verpflichtet und suche aktiv den Austausch mit den Parlamentariern. Präsident Joe Biden hat Powell für ein weiteres vierjähriges Mandat nominiert.

Der erhöhte Preisdruck werde womöglich längere Zeit andauern, warnte auch der Chef des Notenbankbezirks Atlanta, Raphael Bostic: “Wir müssen direkt, klar und aggressiv reagieren.” Die Fed-Sitzung im März biete womöglich “eine angemessene Möglichkeit” für eine Zinswende. Diesen Termin hatten zuvor auch andere Kollegen in den Raum gestellt und die Finanzmärkte damit auf eine rasche Abkehr von der Politik des billigen Geldes eingestimmt.

Breite Zustimmung zu Kurswechsel der Fed

Bostic ist heuer im für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschuss nicht stimmberechtigt, wirkt aber an der Meinungsbildung in dem Gremium mit. Er erwartet, dass die Zinsen 2022 womöglich dreimal angehoben werden. Die US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet sogar mit vier Schritten. Zugleich erwartet sie, dass die Fed im Juli beginnen wird, ihre in der Viruskrise stark ausgeweitete Bilanz abzuschmelzen. Bostic plädiert dafür, “ziemlich schnell” damit zu beginnen. Dabei sollten pro Monat mindestens 100 Milliarden Dollar (88,35 Milliarden Euro) abgeschmolzen werden. Durch die umfangreichen Anleihenkäufe war die Fed-Bilanz zuletzt auf rund 8,8 Billionen Dollar angeschwollen.

Mit Loretta Mester hat am Dienstag noch ein weiteres Mitglied der US-Notenbank eine Leitzinserhöhung für März signalisiert. “Ich denke, es spricht viel dafür, die Lockerungsmaßnahmen zurückzufahren”, sagte die Präsidentin der regionalen Notenbank von Cleveland am Dienstag im Gespräch mit dem Fernsehender Bloomberg Television. Falls die wirtschaftliche Entwicklung im März so aussehe wie jetzt, würde sie eine Leitzinsanhebung befürworten. Es wäre die erste Zinserhöhung seit Beginn der Pandemie.

Sie sprach sich auch für einen Abbau der Bilanz der Fed aus. Die zusätzliche Liquidität aus den verstärkten Käufen von Anleihen während der Pandemie habe als akkommodierendes geldpolitisches Instrument gedient. Aber mittlerweile habe man eine viel stärkere Wirtschaft. “Ich denke also, dass wir in der Lage sein werden, die Bilanz viel schneller abzubauen als beim letzten Mal”, so Mester. (APA/Red)