Auch ohne kluge Antwort auf die Energiekrise muss man nicht verzagen – auf diesem Standpunkt scheint Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) zu stehen, wie ihr neues TikTok-Video verrät. Viele Menschen haben Sorgen, Gewessler hat es lustig. Sie zeigt sich auf TikTok frohgemut vor Photovoltaik-Anlage, ihrem Mini-Windrad und ihrem Erdbeobachtungs-Satellit. Die Welt ist wieder in Ordnung, zumindest für einen Moment. Ein bisschen überraschend kommt das fröhliche Tanz-Video Gewesslers aber doch.

Immerhin belastet zurzeit die Rekord-Teuerung unzählige Haushalte schwer, sie will im Gegensatz zum EU-Trend seit September auch nicht sinken. Immerhin ist die Energieknappheit fast noch bedrohlicher, vor allem für die Industrie und damit für den Wohlstand. Immerhin können Sonnen- und Windkraft fossile Energien noch immer nicht ersetzen, das grüne Disneyland will nicht kommen. Immerhin sind wir 13 Monate nach der Ukraine-Invasion noch immer so abhängig von russischem Gas wie zuvor – Gewesslers vollmundigen Ankündigungen zum Trotz. Schlimm?

Keine Befreiung von Putins Gas – im Gegenteil

Eigentlich hatte uns die Ministerin vor einem Jahr eine Befreiung von Putins Gas versprochen. Man habe auch “einen großen Schritt aus der Abhängigkeit gemacht”, wie sie Ende November erklärte. Und: “Wirklich frei sind wir erst, wenn wir ganz auf russisches Gas verzichten können. Daran arbeiten wir jeden Tag unter Hochdruck.” Kurz nach dieser Ansage schnellte der russische Anteil aus Gasimporten nach Österreich erst so richtig in die Höhe, das heißt: Er ging durch die Decke und stieg von 17 Prozent im November auf 71 Prozent (!) im Dezember.

Sachpolitik war gestern: Polit-Marketing ist angesagt!

Die Versprechen Gewesslers, andere Gas-Lieferanten zu erschließen, entpuppten sich als leeres Politik-Marketing. Doch anscheinend ist Marketing zurzeit wichtiger als Lösungskompetenz. Die Politik scheint generell mehr auf Marketing-Experten, denn auf Wirtschafts- und Energieexperten zu hören.

Die Idee vom Herumtanzen im Büro ist noch dazu abgekupfert: Schon Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) wollte so schon vor Wochen auf TikTok lustig sein.