Seit wann sie denn schon vom unfassbaren Finanzskandal um die städtische Wien Energie wisse, wurde Pamela Rendi-Wagner beim aktuellen ORF-Sommergespräch gefragt. Ihre Antwort: “So wie sie , seit gestern.” Die Antwort der Bundesparteivorsitzenden überraschte die ORF-Redakteure sichtlich: Immerhin ist sie in ihrer Fraktion die “Chefin” jenes Mannes, der als 100-%-Eigentümer der Wien Energie das Debakel mitzuverantworten hat – nämlich von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig.

Das heißt: Der Wiener Landesparteichef hat seine Bundesparteivorsitzende nicht einmal 24 Stunden vor einem ihrer wichtigstens TV-Interviews über das Ausmaß und die Hintergründe zum roten Finanzskandal informiert. Es gab also laut Rendi-Wagner kein Gespräch, keine Absprache der Krisenkommunikation, keine Abstimmung des Wordings, keine Strategiebesprechung für die kommenden Tage.

Sie wusste nichts vorab vom Wien-Energie-Finanzskandal: Pamela Rendi-Wagner (SPÖ)

Ludwig ließ die Parteivorsitzende tatsächlich uninformiert

Dass Michael Ludwig einfach auf die Information und die Absprache mit seiner Bundesparteivorsitzenden pfiff, lässt tief in den Zustand der österreichischen Sozialdemokratie blicken – es gibt nur zwei Gründe, warum der Wiener Bürgermeister und Wien-Energie-Eigentümer Rendi-Wagner nicht informiert hat: Entweder, es war ihm einfach egal, was die Bundesparteichefin zum Management des Finanzskandals des roten Wiens an Ratschlägen geben würde, oder er hat ein Krisengespräch mit Rendi-Wagner absichtlich unterlassen, um die SPÖ-Vorsitzende beim ORF-Interview besonders unwissend erscheinen zu lassen. Und dahinter können gute, wie auch böse Absichten stecken.

Pamela Rendi-Wagner weiß von weiteren bevorstehenden Finanzdramen bei Energie-Unternehmen, verrät aber keine Namen.

Weitere Energie-Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten?

Apropos unwissend: Ein politisches Nachspiel wird garantiert die Aussage von Pamela Rendi-Wagner haben, dass sie zwar wisse, welches weitere österreichische Energie-Unternehmen einen Finanzierungsbedarf in Milliardenhöhe hat, aber sie werde nicht dessen Namen sagen. Damit stellte die SPÖ-Chefin sämtliche österreichische Energieversorger in den Generalverdacht der baldigen Zahlungsunfähigkeit.

Schwer vorstellbar, dass sich börsennotierte Unternehmen wie der Verbund das einfach so bieten lassen.