Seit bald zwei Jahre befindet sich Österreich in einer Pandemie. Wer glaubt, das Gesundheitsministerium würde es irgendwann einmal schaffen, verlässlich und zeitgerecht aktuelle Zahlen zu liefern, wird konsequent bis zuletzt enttäuscht. Das ist gerade inmitten einer Omikron-Welle bemerkenswert. Schließlich wurde ja wochenlang vor steigenden Infektionszahlen gewarnt. Nur wie hoch diese Zahlen am Samstag sind, das wissen wir leider noch immer nicht.

Hier gehört einiges nachgebessert – aber sieht auch der Gesundheitsminister eine Dringlichkeit, so wie bei der Impfpflicht?

Zahlen-Verwirrung: unpünktlich und widersprüchlich

Am Samstag liefert das Gesundheitsministerium neuerlich keine verlässlichen Corona-Zahlen, zum mittlerweile dritten Tag in Folge. Eine gewisse Orientierung bietet das Corona-Dashboard der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit – kurz: Ages. Dort befinden sich jetzt die Neuinfektionen von Freitag. Sie betragen 25.103. Das ist ein hoher Wert, der mittlerweile vierthöchste seit Start der Pandemie-Beginn. Nur wäre es halt hilfreich auch die Zahl der Corona-Patienten und der Corona-Toten zu erfahren, und die erfahren wir vom Gesundheitsminister ebenfalls nicht.

Österreich weiß nicht, wie viele Menschen in den vergangenen Tagen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben sind. Die letzten Zahlen aus dem Ministerium stammen vom Mittwoch. Doch damit wären wir beim nächsten Problem: Hier widersprechen die Zahlen der Ages jenen des Gesundheitsministeriums. Am Mittwoch war das Ministerium von 13.956 Todesopfer ausgegangen, das Dashboard der Ages verharrt bis Samstag bei deutlich weniger Toten – nämlich 13.513.

Mit dem Chaos explodieren auch Verschwörungstheorien

Auch bei den Hospitalisierungen liefern Ages und Krisenstab abweichende Zahlen. Was man dem Dashboard der Ages entnehmen kann: Bei der Sieben-Tage-Inzidenz erlebt Österreich gerade ein Rekordhoch: In den vergangenen sieben Tagen hat es pro 100.000 Einwohner demnach 1767 Neuinfektionen gegeben. Gleichzeitig ist man aber der Ages zufolge bei Todeszahlen und Hospitalisierung von bisherigen Rekordwerten noch weit entfernt – siehe unten.

Eine Datenpanne just während des Beschlusses der Impfpflicht ist höflich formuliert peinlich, so peinlich, dass manche nicht an Unfähigkeit glauben wollen, sondern an Methode. Das Datenchaos heizt bereits Verschwörungstheorien an. In Vorarlberg glaubt Corona-Aktivist Steffen Löhnitz gar an Manipulation. Er behauptet, die Zahlen seien teilweise um 60 Prozent zu hoch gewesen.

Österreich könnte von anderen Ländern lernen

Darüber hinaus fehlen bundesweit genauen Zahlen über den Impfstatus der Hospitalisierten – also ob geimpft oder nicht, wie oft und seit wann. Das frustriert Statistiker und treibt weitere Verschwörungstheorien voran. Auch andere Länder lieferten hierzu nicht immer exakten Zahlen. Aber es gab auch positive Ausnahmen. Vorreiter bei der Bereitstellung verlässlicher Daten waren bisher Dänemark, Großbritannien und Israel. Vielleicht könnte Österreich von diesen Ländern lernen, Herr Minister? Besser spät als nie!

Wer sich trotz des Chaos ein gewisses Bild machen will: Hier die Zahlen der Ages.

Tägliche Anzahl der Fälle auf Intensivstationen

Inzidenz pro 100.000 Einwohnern

Anzahl der Todesfälle