In Großbritannien werden zu Weihnachten etliche Wünsche unerfüllt bleiben. Grund dafür sind die zuletzt immer größer werdenden Versorgungsengpässe. Neben Defiziten bei Benzin und LKW-Fahrern sorgen nun auch Engpässe bei Lebensmittel für viele leere Kühlschränke in den britischen Haushalten.

Neben dem vollzogenen Brexit und der Corona-Pandemie gehört auch die historische Abhängigkeit der Briten vom Weltmarkt zu den Gründen. „Corona und Brexit haben gezeigt, dass Selbstversorgung nicht geschenkt wird, sondern hart erarbeitet werden muss. In Großbritannien, dem Musterschüler der Globalisierung und des Freihandels wird uns das nun deutlich vor Augen geführt“, sagte EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber und NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek.

Ist Österreich ebenfalls betroffen?

Eine Woche vor Weihnachten stehen auch in Österreich die letzten Einkäufe für den Heiligen Abend und die nachfolgenden Feiertage an. Dabei fragen sich die Österreicher, ob auch das eigene Land von Lieferengpässen nach dem Corona-Lockdown geplagt wird. Der NÖ Bauernbund gibt für das Fest jedoch Entwarnung.

„Dass unser Weihnachtstisch reich gedeckt ist, ist nicht selbstverständlich. Unsere Bäuerinnen und Bauern sichern die regionale Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln bester Qualität an 365 Tagen im Jahr und garantieren auch zu den Festtagen kulinarische Spezialitäten“, betonte Nemecek. Der Direktor des Bauernbunds fordert dazu mehr Respekt für Landwirte ein: „Sorgen wir gemeinsam dafür, dass das, wofür unsere Bäuerinnen und Bauern tagtäglich die gesunde und nachhaltige Grundlage bilden, auch die entsprechende Wertschätzung erfährt.“

Das große Problem der Briten

Bernhuber zieht einen europaweiten Vergleich: „Wie aktuelle Daten von Eurostat belegen, gehört Österreich zum Spitzenfeld, was die Versorgungssicherheit mit Lebensmittel angeht. Im Gegensatz zu Großbritannien, wo britisches Schweine-, oder Rindfleisch rechnerisch nur bis November verfügbar ist und der Rest durch Importe gedeckt muss.“

Milch, Butter und Käse werden von den Briten, als einstige Handelsmacht, gar nur mehr zu 84, 36 und 24 Prozent aus eigener bäuerlicher Produktion abgedeckt. Diese Entwicklung sorgt in Großbritannien jetzt für leere Regale, sowie tiefe Sorgenfalten in der Bevölkerung.

EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber (links) und NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek (rechts) zeigen den deutlichen Unterschied zwischen Österreich und Großbritannien.NÖ Bauernbund

Österreich im Spitzenfeld

Zum Vergleich: Der Selbstversorgungsgrad bei Rind- und Schweinefleisch liegt in Österreich bei 115 bzw. 130 Prozent. Ebenso ist für Milch (103 Prozent), Butter (100 Prozent), Käse (93 Prozent) und Erdäpfel (99 Prozent) ausreichend gesorgt.

Beispiel Niederösterreich: 38.000 bäuerliche Betriebe, ein Viertel aller Landwirtschaftsbetriebe Österreichs, liegen im Agrar-Bundesland Nr. 1. Niederösterreichs Bauern sorgen damit landesweit für Versorgungssicherheit. 640 Millionen Liter Milch wird  von den niederösterreichischen Milchbauern produziert. Das entspricht 100 Prozent des Jahreskonsums aller Österreicher. Auch in Anbau von Erdäpfel ist Niederösterreich im Spitzenfeld. Die Anbaufläche von  20.000 Hektar entspricht 82 Prozent in Österreich.

Selbstversorgung benötigt höheren Stellenwert

Jedoch ist die Selbstversorgung auch in Österreich nicht festgeschrieben. „Insbesondere durch europäische Entwicklungen wie dem Freihandelsabkommen MERCOSUR, welches das Tor für südamerikanisches Rindfleisch nach Europa öffnen soll, oder dem Green-Deal, der deutliche Einschränkungen für die Landwirtschaft vorsieht, kann es zu deutlichen Einbußen in der Versorgungssicherheit kommen. Unser politischer Weg ist dabei klar – statt Freihandel um jeden Preis, braucht es Sicherheit und Stabilität für die Bevölkerung“, meint Bernhuber über die existenziellen Gefahren für die 38.000 Bauernbetriebe in Österreich.

„Die aktuellen europäischen Herausforderungen rund um Corona und die Versorgungssicherheit zeigen auf, dass die Selbstversorgung einen höheren Stellenwert braucht, um die Versorgung der Bevölkerung auch in Krisenzeiten sicherzustellen. Unsere Antwort darauf ist einfach und angesichts von Lieferengpässen die logische Konsequenz – besser vom Bauernmarkt, als vom Weltmarkt. Nur so kann die regionale Versorgung sichergestellt werden und gleichzeitig werden unnötige Transportwege im Sinne der Umwelt eingespart“, betonen Bernhuber und Nemecek abschließend.