Was ist nur mit der deutschen Justiz los? Der ehemalige Fußballprofi Deniz Naki muss sich seit Anfang Juni 2021 vor dem Landgericht in Aachen verantworten. Der Ex-Jugendnationalspieler soll der Anführer einer rockerähnlichen, kurdischen Gang sein. Die Vorwürfe wiegen dabei schwer. Es ging dabei um die Bildung einer kriminellen Vereinigung. Körperverletzung, Drogenhandel sowie gewerbsmäßige Erpressung. Zudem lieferte man sich auch noch Schießereien und Bandenkriege mit Rivalen.

Laut Informationen des “FOCUS” wurde der Angeklagte völlig überraschend am vergangenen Mittwoch nach fast zwei Jahren U-Haft frei. Zudem wurden die Haftbefehle seitens der Strafkammer gegen alle vier Angeklagten aufgehoben. Bereits in der Vergnagenheit hat man Schwerverbrecher frühzeitig entlassen. Die Justiz habe den Prozess nicht schnell genug vorangetrieben. Deshalb wurden auch Naki und seine Komplizen frühzeitig entlassen.

Richter wollten in den Urlaub

Bei den Prozessbeobachtern herrscht Kopfschütteln. Zum einen verschwanden wichtige Beweisstücke. Andererseits konnten die ihren Urlaub nicht mehr antreten. So verreist jeder der drei Kammermitglieder zu unterschiedlichen Zeiten. Auch die zwei Schöffen sind vom Terminproblem betroffen. Zwischen dem 1. Juni und Ende September passiert somit kaum etwas im Gerichtssaal. So konnte die Strafkammer in vier Monaten nur 14 Hauptverhandlungstermine in diesem spektakulären Fall um den ehemaligen Nationalspieler festlegen.

Allerdings sieht es im Oktober nicht besser aus. Aufgrund einer erholungsbedingten Auszeit sei lediglich ein Sitzungstag möglich. Wie das deutsche Medium weiter erfuhr, verschwanden darüber hinaus 71 Protokolle von belauschten Gesprächen. Dafür wurde der Wagen des Angeklagten verwanzt. So wird es nun einige Zeit in Anspruch nehmen, ehe man die Aufnahmen erneut mit Hilfe eines Übersetzers anfertigen lassen kann. Ein weiterer Justizskandal. Außerdem kam der vierte Angeklagte vor zwei Wochen frei. Etliche Vorwürfe fielen gegen ihn zusammen.

So kann sich das Verfahren nicht nur verzögern, sondern womöglich auch ganz platzen. Die Strafverteidiger haben die Freilassung ihres Mandaten jedenfalls begrüßt.