Eine Immobilien-Krise und die Folgen der Zero-Covid-Politik – Chinas Wirtschaft ist angeschlagen. Trotzdem importiert Peking aktuell mehr Gas als jemals zuvor. Aus chinesischen Zolldaten geht hervor, dass das Land in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt 2,35 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) im Wert von 2,16 Milliarden Euro aus Russland gekauft hat. Die Einfuhrmenge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 28,7 Prozent, während der Wert um 182 Prozent in die Höhe schnellte.

China als edler Ritter in der Not

Was steckt aber hinter dem Anstieg der russischen LNG-Importe, wenn die eigene Wirtschaft derzeit keinen Mehrverbrauch an Gas hat? Die Antwort ist ganz einfach. China hat das russische LNG heimlich, still und leise weiterverkauft – nach Europa!

Europas Angst vor einem kalten Winter in der Gaskrise, treibt Brüssel in die Arme eines unerwarteten weißen Ritters: China. So brachte es jüngst die “Financial Times” auf den Punkt.

Russisches Flüssiggas findet seinen Weg über China nach Europa

Einen Herrscher gegen einen anderen ersetzt

Chinas Konjunktureinbruch hat Europa zwar die dringend benötigte Erleichterung verschafft, aber er hat auch eine wichtige Fußnote. Sobald die Wirtschaftstätigkeit in China wieder anspringt, wird sich die Situation schnell umkehren, und Peking wird kein russisches Flüssiggas mehr reexportieren, um Europa warm zu halten. Im Klartext: Europa ist nicht mehr von Russland abhängig, sondern von Peking.

Und so wurde eine Warnung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wahr. Am Ende hat Europa nur einen Energieherrscher durch einen anderen ersetzt, obwohl beide an der Hüfte verbunden sind und über Brüssel lachen.