Bei allem Wunschdenken wurde Europa im Zuge der Sanktionen Russlands schnell klar, dass wir großteils immer noch an Putins Gashahn hängen, wie ein Baby an der Nabelschnur. Ganz ohne russisches Gas geht es (noch) nicht – doch während der Krieg in der Ukraine sich von einer Eskalationsstufe zur nächsten hangelt, gilt es, sich einer wichtigen Frage zu stellen: Was passiert, wenn das “Worst Case Szenario” eintritt und Putin uns den Gashahn abdreht?

Um diese Frage zu beantworten, kann ein Blick au eine Studie des deutschen Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) aus dem Jahr 2018 Aufschluss geben. Um es vorweg zu sagen: Die Folgen eines Lieferstops wären fatal – und mit “ein bisschen Frieren für den Weltfrieden” wäre es nicht getan. Der eXXpress hat einen Überblick über die Folgen:

Die schweren Folgen eines Gas-Blackouts

  1. Spitäler könnten nicht mehr beheizt werden und müssten evakuiert werden.
  2. Gleiches gilt für andere Einrichtungen mit Personen, die ihren Aufenthalt nicht vollständig frei wählen können wie Pensionistenheime und sogar Gefängnisse.
  3. Industrieanlagen stehen still und können nicht mehr produzieren und Tiere verenden in Zuchtbetrieben, weil die Ställe nicht mehr beheizt werden können – mehr als die Hälfte der Lebensmittelproduktion ist von der Gasversorgung abhängig.
  4. Viele Unternehmen müssten ihre Arbeit einstellen, da die Büros nicht mehr aufgewärmt werden könnten: Laut Arbeitsschutz ist eine Raumtemperatur von mindestens 18 Grad Celsius notwendig. Menschen erkranken an Verfehlungen und sterben teilweise daran, darunter  Ärzte und Apotheker. Auch dies destabilisiert die Versorgungssicherheit.
  5. Da das Szenario von Tiefsttemperaturen ausgeht: Leitungen frieren ein, der Frost dringt immer weiter in die Gebäude ein.
  6. Der Ausfall der Gasversorgung betrifft nicht nur die Heizmöglichkeiten, sondern auch die Stromversorgung: 16 Prozent des österreichischen Stroms werden von drei Gaskraftwerken produziert. Ihr Ausfall würde also zu einem erheblichen Schaden führen.
  7. Jedes dieser Probleme beschleunigt weitere und verschlimmert die Situation.

Private Haushalte gelten zwar als “geschützte Kunden”, für welche eine besonders zuverlässige Liefersicherheit gelten soll. Wenn allerdings sie betroffen sind, bedeutet das, dass bereits vorher viele Industriebetriebe ihre Aktivitäten drosseln oder einstellen mussten, was zu Schäden in Milliardenhöhe führt.

Wenn länger kein Gas kommt: Beim Katastrophenfall warm anziehen

Das Szenario ging, wie gesagt, von einem besonders kalten Winter aus, und das Schüren von Panik bringt auch nichts. Dennoch müssen aber Fakten benannt und Sicherheitsmassnahmen vorbereitet werden. Das ist offenbar noch nicht zu allen Politikern vorgedrungen: Laut Gas-Storage-Agentur AGSI+ sind Österreichs Gasvorratstanks zu nur noch 12,57 % gefüllt. Zum Vergleich: Vor nur vier Wochen waren sie noch zu 17 % voll.