Doch etwas überraschend beantwortete die Finanzdirektion der Stadt Wien am 24. 12. eine eigentlich damals als eher dringend eingestufte Frage des eXXpress: Was wurde eigentlich aus dem im “WISTA”-Prozess eingebrachten Antrag, die siebente Urlaubswoche für Mitarbeiter der Stadt Wien zu streichen? Bei diesem mit viel Trara präsentierten Entbürokratisierungs- und Einsparungs-Projekt war auch diese Frage aufgefallen – denn welcher Mitarbeiter eines Privatunternehmens kann sich über sieben Urlaubswochen freuen? Und warum sollte aber der Steuerzahler für Wiener Rathaus-Mitarbeiter sieben Wochen in Caorle, auf Mallorca, im Kongressbad oder auf der Skipiste finanzieren?

Steuerzahler finanzieren zusätzlich 18.185 Tage Freizeit

Im Mail aus der Finanzdirektion ist nun exakt formuliert, wer sich in Wien noch immer über eine siebente (tatsächlich!) Urlaubswoche freuen kann: Es sind noch immer nicht weniger als 3637 Mitarbeiter der Stadtverwaltung, also immerhin sechs Prozent der insgesamt 60.000 Beamten und Verwaltungskräfte. Das heißt: Die Steuerzahler finanzieren so in jedem Jahr 18.185 Urlaubstage, an denen andere Beamte oder Mitarbeiter in der Privatwirtschaft sehr wohl im Job anwesend sein sollen und eine Leistung erbringen müssen.

Insgesamt kommen die 7-Woche-Urlauber so im Jahr auf nicht weniger als eineinhalb Monate Freizeit. Die Finanzdirektion der Stadt Wien hat dazu folgende Erklärung: “Die 7. Urlaubswoche wurde im Jahre 2009 vom Wiener Landtag als Teil eines umfassenden „productive ageing“ Programms der Stadt Wien eingeführt, welches das Ziel verfolgte, unter Berücksichtigung der zweifellos gegebenen (zusätzlichen) Belastungen und Einschränkungen im Arbeitsleben von älteren Bediensteten diese länger als in der Vergangenheit in einem für die Ausübung des Dienstes erforderlichen Gesundheitszustand im Dienst belassen zu können.”

Startete die Wiener Verwaltungsreform: Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ)

Keine 7. Urlaubswoche mehr für Neuzugänge

Nach dem Start der Anti-Privilegien-Offensive “WISTA” kam auch die siebente Urlaubswoche ins Visier der Reformer im Wiener Rathaus: Da wurde beschlossen, dass die 7. Urlaubswoche ab Gültigkeit des neuen Wiener Bedienstetengesetzes nicht mehr zugestanden wird – seit dem 1. Jänner 2018 erhalten keine neuaufgenommenen Mitarbeiter mehr dieses Privileg.

1200 Reformvorschläge, wenig umgesetzt

Erst kürzlich berichtete der eXXpress auch über “WISTA”: Nach Dutzenden Nachfragen, was denn mit dieser “größten aller Verwaltungsreformen” mit 1200 Reformvorschlägen passiert sei und nachdem er von der Stadtregierung keine wirklich vernünftige Auskunft auf seine Fragen bekommen hat, erkämpfte sich ein Bürger eine Auskunft darüber mit Unterstützung des Höchstgerichts.

Der Verwaltungsgerichtshof entschied in seinem Spruch Ra 2020/03/0120, dass die Stadt Wien “die vom Mitbeteiligten begehrte Auskunft zu Unrecht verweigert hat”.

Damit ist der Wortlaut der 1200 gesammelten Vorschläge für Effizienzmaßnahmen sowie der Wortlaut der Ergebnisse der 700 Prüfungen dieser Vorschläge mitzuteilen. Darunter war nun auch die Anfrage nach dem aktuellen Stand beim Thema “siebente Urlaubswoche”.

Ist das Bemühen der Wiener Stadtregierung glaubwürdig, den Verwaltungsapparat zu reformieren?