Zwischen März 2019 und November 2021 wurden in der Regionalliga Ost insgesamt 19 Bundesligaspiele manipuliert. Nun hat am (heutigen) Montag der Prozess in Graz begonnen. Einige der ehemaligen Spieler von Vereinen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland werden sich großteils geständig verantworten, kündigten die Verteidiger an. Die Verhandlung ist für insgesamt fünf Tage anberaumt.

Insgesamt haben 15 Angeklagte (großteils Spieler) am Montag zum Auftakt des Prozesses Platz genommen. Ein Angeklagter tauchte vor Wochen im Ausland ab. Einer hatte die Anklage beeinsprucht und ein Beschuldigter tauchte nicht auf, weil er nur Tage vor dem Prozess die behördliche Anweisung zur “unverzüglichen Anrise” aus Österreich erhalten hatte. Der Prozess findet übrigens wegen der Umbauarbeiten im Schwurgerichtssaal des Straflandesgerichts in einem Saal am Gelände der Messe Graz statt.

Schaden von insgesamt 200.000 Euro

Laut Staatsanwalt Hansjörg Bacher führte das umfassende Ermittlungsverfahren bei den 19 in der Anklage angeführten Spielen zu “erdrückender Beweislast”.  Die Beschuldigten hätten teils den gewerbsmäßig schweren Betrug, teils den schweren Betrug begangen, in dem sie Spiele manipuliert und darauf gewettet haben. Unter den Angeklagten befinden sich auch Männer, die selbst nicht am Spielfeld standen, aber als Zeichengeber im Zuschauerraum aktiv waren: “Wenn er das Kapperl aufgesetzt hat, war es das Zeichen, dass die Wetten platziert wurden”, erklärte Bacher.

Der Schaden beträgt laut Rechnung des Anklägers insgesamt 200.000 Euro. 88.000 Euro werden als versuchter Betrug gewertet. Es handle sich in Österreich um “die wohl größte, organisierte und bekannt gewordene Manipulation im Fußball seit 2013”. Allerdings waren laut Anklage auch Spiele der Wiener Liga und der Burgenlandliga sowie ein ÖFB-Cupspiel und ein Freundschaftsspiel davon betroffen. Laut Bacher sei dies jedoch nur “die Spitze des Eisberg”. Indes laufen weitere Ermittlungen weiter.

Die Angeklagten beim Prozess-Auftakt in GrazAPA/ERWIN SCHERIAU

In erster Linie wurden Wettanbieter getäuscht. Diese mussten die durch Manipulation erreichten Gewinne ausbezahlen. Doch für Bacher gibt es auch andere Opfer des Betrugs: “Die Mitspieler haben sich die Haxen ausgerissen und der Tormann lässt dann rein. Sie haben dadurch vielleicht Punkteprämien verloren. Da sind dann auch noch die Fans, die oft ehrenamtlichen Funktionäre und Sponsoren – wie müssen die sich fühlen?”, stellte der Ankläger im Eröffnungsplädoyer in den Raum. Er sei überzeugt, dass den Beschuldigten am Ende des Verfahrens die “rote Karte” gezeigt werde.

Die Beschuldigten haben sich bei den Ermittlungen geständig gezeigt und darüber hinaus mit ihren Angaben zur Aufklärung beigetragen. Außerdem wollen sich die meisten der Angeklagten auch im Verfahren schuldig bekennen. Das kündigten die Verteidiger in ihren einleitenden Worten an. Kritik gab es allerdings an der Anklage und der darin ermittelten Schadenshöhe. Die Verteidiger relativierten auch den Umfang des Betrugs: “Das ist weit weg von einem großen Wettskandal”, so einer der Juristen.