Autofahrer, die Montagfrüh auf der ungarischen Autobahn M1 Richtung Budapest unterwegs waren, dürften sich wohl buchstäblich im falschen Film gefühlt haben, genauer gesagt in einem Actionfilm Marke Hollywood. Denn was sie erlebten, war nicht alltäglich – und obendrein lebensgefährlich.

Die ungarische Polizei veröffentlichte am Mittwoch Aufnahmen der Bordkamera jenes Streifenwagens, der einen Lieferwagen mit zwei irakischen Schleppern und 21 Migranten auf der Autobahn M1 verfolgte. Während der Verfolgungsjagd wurden aus dem Lieferwagen Schüsse auf das fahrende Polizeiauto abgefeuert – auch als die Menschenschmuggler wegen eines Staus aus dem Lieferwagen springen mussten, um zu fliehen, schossen sie auf das Polizeiauto. Einheiten der Terrorismusbekämpfung konnten die zwei Männer, die sich als irakische Staatsbürger ausgaben, schließlich festnehmen.

Die ungarische Polizei hat alle Hände voll zu tun, um das Schlepperwesen einzudämmen

„Leistungsdruck“ macht Schlepper gewaltbereiter

Die zunehmende Gewalt von Migranten und Menschenschmugglern stelle eine ernsthafte Bedrohung für die innere Sicherheit Ungarns dar, sagte Premier Viktor Orbáns Chefberater für innere Sicherheit, György Bakondi, am Mittwoch im ungarischen Staatsfernsehen. Bakondi machte darauf aufmerksam, dass der ungarische Grenzschutz in diesem Jahr bereits 244.000 Grenzgänger aufgegriffen habe. 2021 waren es im gleichen Zeitraum 105.000 gewesen. Die Zahlen zeigen eindrücklich, dass der Migrationsdruck zunimmt, so Bakondi. Der Sicherheitsberater Orbáns verwies diesbezüglich darauf, dass Ungarn den Grenzschutz heuer massiv verstärkt habe. Dies sei umso notwendiger, als die Grenzpolizei vermehrter Angriffe durch Migrantengruppen ausgesetzt sei.

Eine aktuelle Studie des ungarischen Migrationsforschungsinstituts bestätigt die Worte Bakondis. Laut dem Institut häufen sich die Angriffe von Schleppern auf die Grenzpolizei – nicht bloß an der grünen Grenze, sondern auch im Landesinneren. Der Sicherheitsexperte József Horváth erklärte gegenüber der Zeitung Magyar Nemzet, dass die Schmuggler zunehmend unter „Leistungsdruck“ stünden, weshalb die Kriminellen immer militanter und gewalttätiger vorgingen.