Eigentlich war nur ein Satz von Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) bei ihrem ZiB2-Interview wichtig für die nächsten Tage und Monate für Österreichs Innenpolitik: Die SPÖ-Bundesparteivorsitzende ist ebenfalls für Neuwahlen, sie werde mit ihrer Fraktion den Antrag der FPÖ für eine Sondersitzung des Nationalrats unterstützen.

Damit läuft das aktuelle Politik-Theater weiter nach dem Drehbuch für den Ibiza-Skandal, Österreich erlebt somit ein Schauspiel “Ibiza 2.0”: Auch im Mai 2019 wurden einige wenige Details aus dem Ibiza-Strache-Video von der SPÖ und linkslastigen Zeitungen – und damals mit deutscher Medien-Hilfe – zum Mega-Skandal hochstilisiert.

Zur Erinnerung: Von den Vorwürfen aus dem Video kam kein einziger zur Anklage, das gesamte 7,5 Stunden lange Video zeigt auch, dass Strache und sein Freund Johann Gudenus viele ganz anders gesagt haben, als dies am 17. Mai 2019 in einer landesweiten Putsch-Hysterie kommuniziert worden ist.

Muss einen Misstrauensantrag befürchten, obwohl er absolut skandalfrei ist: Kanzler Karl Nehammer (ÖVP)

Kleiner "Haken": Hauptdarsteller des Politiktheaters gar nicht in der Regierung

Jetzt ist der Stoff für dieses Drehbuch noch schwächer, aber die SPÖ spielt in der Hoffnung auf einen Platz im Kanzleramt trotzdem weiter: Die beiden aktuellen Hauptdarsteller – Sebastian Kurz und Thomas Schmid – sind eben nicht in der Regierung, sie sind Privatpersonen. Die primitiven und bösen Chats von Schmid, dem Ex-Generalsekretär im Finanzministerium, sind seit vielen Monaten bekannt, niemand in der aktuellen ÖVP-Bundesregierung ist damit auch nur ansatzweise bereit, die zu verteidigen – oder sei dadurch in seiner Arbeit “gelähmt”, wie dies Rendi-Wagner in der ZiB2 erzählt. Jetzt kam lediglich dazu, dass die Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft ein Medien-Spektakel befeuerte, weil sie davon schreib, dass Schmid Kronzeuge werden will – aber nicht ist.

Der Anlass, die gesamte Bundesregierung zu sprengen, war schon bei “Ibiza 1” im Rückblick gesehen sehr dürftig, jetzt, bei “Ibiza 2.0”, ist es noch offensichtlicher, wie hier zwei Parteien unbedingt an die Macht kommen wollen, obwohl das nun keine reguläre Wahl demokratisch zulässt: Die ÖVP wird sich darauf vorbereiten müssen, dass die SPÖ mit der FPÖ (und vielleicht mit einigen Grünen) in der kommenden Woche einem Misstrauensantrag zustimmt und so Schwarz-Grün demoliert.

Für die Österreicher könnte dann mitten in der größten Wirtschafts- und Energie-Krise seit Jahrzehnten ein besonders brutaler Wahlkampf beginnen – vielleicht erinnern sich die Bürger ja dann am Wahltag, wer ihnen diese Situation nach Drehbuch geliefert hat.

Wittert seine Chance - und Rendi-Wagner hilft ihm: Herbert Kickl (FPÖ)
Um Chats wie diese geht's im aktuellen Politik-Skandal: Thomas Schmid schreibt mit Milliardär Rene Benko. Schmid ist aber nicht in der Bundesregierung, seit langem Privatperson.
Pamela Rendi-Wagner im ZiB2-Interview