Mit kritischen Worten werden die Zuhörer auf Ö1 zunächst ermahnt: “Von allen Seiten gibt es Appelle zum Energiesparen, und dennoch wollen sich viele eine Klimaanlage für Zuhause anschaffen.” Das sei hochproblematisch, gerade aus ökologischer Sicht, wie danach ein Experte des Bundesumweltamts erklärt. Am besten verzichte man gleich ganz auf Klimaanlagen – der jetzigen Hitze zum Trotz.

Ministerin ignoriert die Tipps – und erntet keine Kritik

Wie gut, dass diese Sendung erst vor wenigen Tagen im Juli ausgestrahlt worden ist. Wäre sie nur wenige Monate früher gesendet worden, hätte Energieministerin Leonore Gewessler eventuell die Anschaffung einer neuen, sündteuren Klimaanlage mit den Geldern des Steuerzahlers überdenken müssen. Dafür ist es nun zu spät: Gewessler hat die Ratschläge des Bundesumweltamts komplett ignoriert. In den Büroräumlichkeiten der Energieministerin ist es angenehmen kühl – dank der neuen, 143.000 Euro teuren Klimaanlage!

Das Umweltbundesamt befindet sich übrigens zu 100 Prozent im Besitz der Republik. Die Aufsicht darüber hat – erraten! – ausgerechnet Gewesslers Energieministerium.

So arbeitet es sich zweifellos leichter, vor allem im heißen Sommer.Getty

"Am besten gar keine Klimageräte!"

Die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt, erfahren wir zu Beginn des Ö1-Beitrags. 40.000 Klimaanlagen gab es im Jahr 2004 in Österreich, im Jahr 2018 waren es bereits 180.000, grob könne man von einer Verfünffachung in 20 Jahren sprechen, meint Günther Lichtblau vom Bundesumweltamt. Doch es müssten unbedingt Alternativen gefunden werden. “Am besten wäre es, gar keine Klimageräte zu verwenden”, erklärt der Experte.

Der Grund: “Klimageräte belasten uns auf der Treibhausgas-Bilanzseite doppelt: einerseits wegen des Energiebedarfs, und andererseits wegen der Kühlmittel, die eingesetzt werden. In den Kühlgeräten sind Kühlmittel verbaut, und die gelangen früher oder später in die Atmosphäre und sind dann treibhausgaswirksam. Diese beiden Aspekte machen Kältemittel besonders kritisch.”

Die Bürger müssen sich einschränken, Politiker nicht

Den Zuhörern wird danach ausgerichtet, dass mit entsprechender “Beschattung” und “richtigem Belüften” einer Überhitzung vorgebeugt werden könne. Darüber hinaus gebe es ja noch Ventilatoren, auch solche, die Wasser versprühen. “Eine sehr umweltfreundliche Alternative.”

Überhaupt nicht zu Herzen genommen hat sich diese Vorschläge Energie- und Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler. Sie ist nicht mit gutem Beispiel vorangegangen, sondern hat sich mit 143.000 Euro Steuergeld eine neue Klimaanlage für ihr Büro angeschafft.

Wir lernen: Anderswo mögen Gasmangel, Öl-Knappheit und explodierende Spritpreise vorherrschen – doch im Büro des Klima- und Energieministeriums bleibt alles kühl und die Ministerin cool. Hier dürfen sich die Mitarbeiter über niedrige Temperaturen freuen, während Behörden und Politiker den Bürgern eintrichtern, bei sich selbst doch brav zu sparen.

Wasser predigen, Wein trinken

Immer öfter agiert die Politik nach dem Motto: “Wasser predigen, Wein trinken” – und Medien und Experten spielen mit. Anstatt die Politik in die Pflicht zu nehmen und etwa vor einer Energiepolitik und vor Sanktionen zu warnen, die das Leben von Millionen Menschen massiv verteuern, sollen die Bürger die Folgen dieser Politik lieber selbst ausbaden – und am Ende den Politikern noch jenen Luxus mit ihren Steuergeldern finanzieren, den sie sich selbst nicht gönnen dürfen.