Der ÖVP-Wirtschaftsbund hat mithilfe von Software alle Stelleninserate in Österreich gezählt und kommt zu einem verblüffenden Ergebnis: Es gibt mehr als doppelt so viele offene Stellen als die Statistik des Arbeitslosenservice (AMS) ausweist. “Es gibt keinen Mangel an Jobmöglichkeiten, vielmehr leiden unsere Betriebe unter einem Arbeitskräftemangel, das Wirtschaftswachstum wird gebremst und der Aufschwung nach Corona gefährdet”, unterstreicht Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurz Egger.

Das AMS weist Egger zufolge mit 112.155 offenen Stellen per Ende Oktober nur einen Teil der tatsächlich offenen Stellen aus. Wenn man die relevanten Online-Jobportale mitzählt und um Duplikate bereinigt, würden sich laut Wirtschaftsbund rund 248.000 offene Stellen ergeben. Die Erklärung: Wenn Mitarbeiter gesucht werden, werden Stellenanzeigen online inseriert, diese aber nicht immer dem AMS gemeldet.

Damit gebe es faktisch so viele Arbeitslose wie offene Stellen. Dabei bestehen teils deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Besonders sticht Wien hervor: Hier gibt es 108.747 offene Stellen bei gleichzeitig 36.813 Arbeitslosen. In anderen Bundesländern, wie Salzburg und Oberösterreich ist die Zahl an Arbeitslosen hingegen deutlich höher, als die Zahl der offenen Stellen. Besonders stark betroffen vom Fachkräftemangel sind der Handel, der Tourismus und das Gastgewerbe.

Egger fordert strengere Zuverdienstgrenzen für Arbeitslose plus sinkendes Arbeitslosengeld mit der Zeit

Der Wirtschaftsbund drängt deshalb darauf, die Arbeitslosenversicherung zu reformieren, um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen. Dem ÖVP-Bund schweben strengere Zuverdienstgrenzen, ein mit der Zeit sinkendes Arbeitslosengeld und längere Fahrzeiten zum Arbeitsort vor.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) will das Arbeitslosengeld bis Anfang nächsten Jahres reformieren. Die Details sind noch offen. Der grüne Koalitionspartner zeigte sich zuletzt verhalten. Wie der grüne Sozialsprecher Markus Koza diese Woche sagte, seien Arbeitslose schon jetzt stark armutsgefährdet.