Was Jens Spahn und die deutsche Bundesregierung jetzt machen, ist nichts anderes als die Warnung des österreichischen Bundeskanzlers vom Vorjahr zu wiederholen:

Sebastian Kurz betonte Anfang Dezember 2020, man müsse jetzt Lehren aus dem Sommer zu ziehen: Im Sommer sei ein Drittel des Infektionsgeschehens auf Reiserückkehrer zurückzuführen gewesen sei. Die Daten der AGES würden zeigen, dass ein Großteil dieses Infektionsgeschehens auf Rückkehrer aus den West-Balkanländern und Kroatien zurückgeführt werden könne. Vizekanzler und Koalitionspartner Werner Kogler (Grüne) hatte Kurz mangelnde Sensibilität vorgeworfen, für die Art und Weise wie die Reisebeschränkungen am Mittwoch kommuniziert worden waren. Auf den Social-Media-Plattformen ging es bei den “Kurz muss weg”-Fans rund: Der Kanzler beschuldige “die Ausländer, das Virus eingeschleppt zu haben”, etc.

Deutsche wollen Einreise-Test-Abkommen mit Türkei

Kaum etwas anderes als Sebastian Kurz im Dezember sagte jetzt auch der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der “Bild am Sonntag”: “Wir haben aus dem vergangenen Sommer gelernt. Damals haben die Auslandsreisen, häufig Verwandtschaftsbesuche in der Türkei und auf dem Balkan, phasenweise rund 50 Prozent der Neuinfektionen ausgelöst. Das müssen wir in diesem Jahr verhindern.” Das verwundert wenig, denn auch Spahn traf auch seine Aussage aufgrund der gesammelten Fakten der Gesundheitsbehörden.

Auf Twitter fiel das bereits einigen politischen Beobachtern auf. So schrieb der Journalist Franz Hollauf: “Wurde Kurz im Winter nicht genau für solche Aussagen medial geprügelt?” Und ein weiterer Twitter-User erinnert sich: “Armin Wolf fand das skandalös.”

Die deutsche Bundesregierung will jetzt jedenfalls “frühzeitig Vereinbarungen mit der Türkei über Tests bei der Ein- und Ausreise schließen”. Ob wieder ein Shitstorm auf Sebastian Kurz einprasselt, wenn Österreich ebenfalls das Risiko bei den Rückreisen minimieren will?

Sieht die Rückreisen aus der Türkei und vom Westbalkan als Risiko: Jens Spahn (CDU)APA