Der als “Plagiatsjäger” bekannte Sachverständige Stefan Weber hat die Dissertation von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wegen massiver Qualitätsmängel kritisiert. Er würde die Vorgehensweise von Zadic “nicht als Plagiat werten, sondern als schlechte Wissenschaft bzw. eher sinnbefreites Arbeiten”, erklärte er bei eXXpress. “Die Arbeit ist sicher wissenschaftlich nicht korrekt.” Ins gleiche Horn bläst auch der ehemalige Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München, Manuel Theisen, der u.a. Verfasser des Buches “Wissenschaftliches Arbeiten” ist. Demnach sprach er von “Textplagiaten”, in Zadics Arbeit. Weber erklärte gegenüber eXXpress, er erhebe keinen Plagiatsvorwurf gegenüber Zadic, sprach aber von “systematisch falschem Zitieren”. Bei Zadics Dissertation handle es sich “werkprägend um ein Satzteile- bzw. Wortkettensampling aus fremder Literatur, wobei fast immer wörtlich übernommene Satzteile nicht unter Anführungszeichen gesetzt wurden” Die Arbeit sei “sicher wissenschaftlich nicht korrekt”.

Zadic weist Vorwürfe zurück

Seitens Zadics Büro wurden die Vorwürfe am Samstag als “falsch” zurückgewiesen. Die Dissertation sei als englischsprachige Dissertation streng nach den Zitierregeln des Harvard Bluebooks – “der führenden US amerikanischen Autorität für juristische Publikationen” – verfasst worden. Dies entspreche dem in den Rechtswissenschaften international anerkannten wissenschaftlichen Standard. Anderslautende Vorwürfe seien “absolut unseriös und falsch – und werden daher entschieden zurückgewiesen”.

Wie zufriedenstellend dieses Statement aber tatsächlich ist, darf bezweifelt werden: Laut einer eXXpress-Umfrage fordern über 91 Prozent der Leser, dass die Justizministerin zurücktreten solle. Lediglich 8,5 Prozent sagen, dass sie vor diesem Hintergrund ihr Amt weiter ausführen kann.

Wie berichtet, musste erst im Jänner 2021 – also vor genau einem Jahr – Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) zurücktreten, weil ihre Doktorarbeit massiv unter Beschuss geraten war. Kritik kam auch damals vom Salzburger Uni-Dozent Stefan Weber. Bei Aschbacher seien “Plagiate in einem Fünftel ihrer Doktorarbeit” enthalten gewesen. Der “ZiB2”-Moderator Armin Wolf wie auch andere Journalisten kritisierten die ÖVP-Ministerin scharf, auch die Wissenschaftssprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, forderte im Jänner 2021 eine Überprüfung der Arbeit Aschbachers.