Es wird nicht lustig. Das belegen nicht nur die Prognosen von Wirtschaftsexperten, das zeigen auch sämtliche Umfragen. Die Exekutive in Europa stellt sich bereits auf soziale Unruhen im Winter ein. Die Unzufriedenheit wächst. Der alarmierende Trend einer jüngsten Befragung in Deutschland lässt sich auch auf Österreich übertragen und spiegelt eine generelle Gemütslage in Europa wider.

Zufriedenheit in vergangenen zwei Jahren dramatisch gesunken

In Ostdeutschland sind nur noch 31 Prozent der Menschen „alles in allem zufrieden“, im Westen sind es 44 Prozent, gemäß dem Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit der Bundesregierung. Fakt ist: In den östlichen wie in den westlichen Bundesländern Deutschlands ist die Zufriedenheit damit seit 2020 deutlich gesunken, im Osten um neun Prozent, im Westen um zehn Punkte.

Vor solchen Szenarien fürchten sich mittlerweile viele Europäer

Abseits eines großen Unmuts über die Arbeit der Regierung, die aus der Erhebung ebenfalls hervorgeht, sind auch 43 Prozent der Ost- und 58 Prozent der Westdeutschen der Auffassung, „dass man seine Meinung immer frei äußern kann, ohne Ärger zu bekommen“ – im Vergleich zu 50 bzw. 63 Prozent vor zwei Jahren.

Das Wort „Wut“ beschreibt die Gefühlslage von immer mehr Menschen

Ähnliches fördert eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den „Spiegel“ zutage: Demnach bejahen 41 Prozent die Frage, ob der Begriff „Wut“ auf ihre aktuelle Gefühlslage zutrifft. Zum Vergleich: Im Mai 2020 lag dieser Wert noch bei 15 Prozent, im Mai dieses Jahres bei unter 30 Prozent.

Dabei haben Inflation und Wirtschaftskrise noch nicht einmal mit voller Härter zugeschlagen, wie der Politologe Dr. Ralph Schöllhammer (Webster University) unterstreicht. „Wie lange kann ein politisches System überleben, wenn fast die Hälfte seiner Bürger vor Wut kocht?“, fragt Schöllhammer, der regelmäßig Studiogast bei eXXpressTV ist. „Das werden wir bald herausfinden.“

In ganz Europa sind die steigenden Preisen das dominierende Thema für die Menschen

Dass es sich nicht nur um ein Deutschland-spezifisches Phänomen handelt, belegt eine weitere Umfrage des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov. 7000 Personen in Frankreich, Polen, dem Vereinigten Königreich und ebenfalls Deutschland wurden befragt. Die Ergebnisse lassen keinen Zweifel: Europas Lebenshaltungskostenkrise wird soziale Unruhen auf dem gesamten Kontinent auslösen.

Gelbwesten-Proteste in Frankreich (Bild) und Corona-Demonstrationen könnten nur ein Vorgeschmack gewesen sein auf das, was Europa noch bevorsteht.APA/AFP/Anne-Christine POUJOULAT

Im Vereinigten Königreich und in Polen geben mehr als 70 Prozent der Befragten an, dass die Lebenshaltungskosten derzeit das wichtigste Thema in ihrem Land sind. In Frankreich und Polen sagt nur einer von 20, dass er mit den steigenden Preisen gut zurechtkommt, im Vereinigten Königreich und in Deutschland ist es jeder Fünfte. Jeder Fünfte im Vereinigten Königreich, in Frankreich und in Polen gibt an, dass er seine Ersparnisse nutzt, um seine Rechnungen zu bezahlen, und jeder Zehnte lässt Mahlzeiten ausfallen, laut der Umfrage.

In allen vier Ländern macht sich eine Mehrheit Sorgen wegen sozialer Unruhen, wobei die Spanne von 57 Prozent im Vereinigten Königreich bis 75 Prozent in Polen reicht.

Das Bundeskriminalamt in Deutschland stellt sich bereits auf einen heißen Winter ein

Diese Sorgen teilt auch das Bundeskriminalamt (BKA) in Deutschland. Hier rechnet man wegen explodierender Energie- und Lebensmittelpreise und Engpässen bei der Energieversorgung mit Demonstrationen und Gewalt im Winter. In einem internen BKA-Vermerk ist von einer „Gefährdungsrelevanz“ die Rede. Die Spannungen könnten Rechte, Linke und sogar Islamisten auf den Plan rufen. Ein Sprecher der Terrormiliz „Islamischer Staat“ hat laut BKA dazu aufgerufen, die instabile politische Lage in Europa auszunutzen. Anschläge auf die wirtschaftliche Infrastruktur könnten bevorstehen.

Auch Besetzungen von Unternehmen der Energie- und Rüstungswirtschaft durch die linke Szene seien denkbar. Ebenso werden Straftaten gegen Politiker von Seiten des rechten Polit-Spektrums befürchtet.

Fazit: Ein bevorstehender kalter Winter in Europa dürfte gleichzeitig sehr heiß werden.