Zu einem überraschend milden Urteil kam es im Fall eines Kosovaren (25) an einem Schweizer Gericht. Der Mann hatte über mehrere Jahre diverse Betrügereien begangen. So fälschte er beispielsweise dutzende Male unter falschem Namen und Adresse Benutzerkonten der Schweizer Bundesbahnen – und fuhr auf Kosten anderer in der 1. Klasse durch das Land. Außerdem bestellte er bei verschiedenen Unternehmen Artikel unter falschem Namen. Die ergaunerte Ware verkaufte er weiter – die Rechnungen bezahlte er aber nie.

Argument: Niedriger IQ machte Kosovaren das Leben schwer

Die Staatsanwältin bezeichnete das Verhalten des Angeklagten vor dem Winterthurer Gericht als “arglistig, dreist” und als “Zeugnis krimineller Energie”.  Sie forderte eine 36-monatige Haftstrafe und einen zehnjährigen Landesverweis für den Kosovaren.

Dessen Verteidigung bezeichnete dies als “unvorstellbare Katastrophe”: Der junge Mann habe nur drei Jahre im Kosovo gelebt, spreche kaum albanisch, habe keine Familie dort. Auch ein ungewöhnliches Argument brachte die Verteidigung an: Der Angeklagte habe einen außergewöhnlich niedrigen IQ von 70, habe deswegen auch die Schule abgebrochen und sei dann eben auf die schiefe Bahn geraten. Außerdem leide er an einer unreifen Persönlichkeit.

Mildes Urteil wegen Besserungsabsichten

Die Argumente der Verteidigung ließ der Richter in seinem Urteil gelten. Aufgrund der Besserungsabsichten des Mannes – er hat seit zweieinhalb Jahren keine Straftat mehr begangen – wurde er nicht des Landes verwiesen. Mildernde Umstände seien außerdem, dass der Kosovare bisher jede Therapiestunde wahrgenommen habe und einen Teil der Schadens bereits zurückgezahlt hat. Er wurde zu 36 Monaten Haft verurteilt, davon neun unbedingt. Diese hat er bereits in Untersuchungshaft abgesessen. Der Kosovare ist nun wieder auf freiem Fuß, muss sich jedoch in eine fünfjährige Therapie begeben.

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