Das ganze Land hat in den vergangenen Tagen heiße Temperaturen jenseits der 30 Grad erlebt. Während jene, die die Möglichkeit hatten, sich im Bad, am See oder der Donauinsel abzukühlen, die hochsommerliche Stimmung in vollen Zügen genießen konnten, hatten andere große Mühe, der Hitze standzuhalten. Während wir Menschen aber doch in den meisten Fällen Wege und Möglichkeiten finden, uns mit der Hitzebelastung zu arrangieren, haben andere arbeitende Wesen da nicht so viel Glück: Die Fiakerpferde.

Seit Jahren tobt die Debatte um eine gänzliche Abschaffung oder wenigstens ein gnädiges “Hitzefrei” für die tapferen Tiere ab einer gewissen Temperatur. Und auch wenn ein maximaler Schwellenwert ab 35 Grad bereits existiert, wurde schon lange eine Herabsetzung ebendieses Höchstwerts für die Pferde auf 30 Grad gefordert. Erst am 29. Juni kam wie berichtet von der Stadt Wien dann endlich der lang ersehnte Vorstoß: Die Stadt sprach sich unter Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky klar für eine Umsetzung der 30-Grad-Hitzefrei-Regelung aus, doch bis zur Umsetzung muss das Ansuchen noch von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein abgesegnet werden und gewisse andere Formalitäten müssen durchlaufen werden. Dazu kommt heftiger Gegenwind von Seiten der Wiener Wirtschaftskammer und der Standesvertretung der Wiener Fiaker selbst. Und während sich weiter gestritten wird, leiden die Pferde weiter. Am Freitag, den 2. Juli ist nun das nächste Fiakerpferd innerhalb von weniger als zwei Monaten auf offener Straße zusammengebrochen.

Dramatische Szenen am Wiener MichaelerplatzPrivat

Die Erinnerung an das tragische Drama vom 28. Mai, als wie berichtet um die Mittagszeit ein Fiakerpferd am Ring kollabierte und in der Folge verstarb, ist noch frisch, da erreichte die eXXpress-Redaktion am frühen Freitagnachmittag schon die Nachricht um das nächste Pferd, das in der Wiener Innenstadt zusammengebrochen ist (siehe Foto). Auch, wenn die Temperaturen an diesem Tag vergleichsweise gemäßigt sind (in der Bundeshauptstadt wurden um die 20 Grad gemessen, also zwischen 10 und 15 Grad weniger als in den vorangegangenen Tagen), so braucht es keinen Mediziner um zu wissen, dass auch und gerade derartige Temperaturschwankungen dem Kreislauf von Mensch und Tier heftig zusetzen können.

Und während in diesen Stunden noch keine Neuigkeiten um den Zustand des Tieres, welches glücklicherweise umgehend Hilfe erhalten hat, bekannt sind, bleibt der fahle Nachgeschmack der langsamen Mühlen der Bürokratie. Es bleibt zu hoffen, dass das Tier sich rasch und vollends erholt und ihm und seinen Leidensgenossen bald mit der Absegnung der 30-Grad-Hitzefrei-Regelung für Fiaker künftige Strapazen erspart bleiben. Denn wenn das Tier in den vergangenen heißen Tagen nicht gearbeitet hätte, hätte sein Körper heute vielleicht nicht gestreikt. Reine Spekulation – ja. Aber mit der Gesundheit sollte man schon im vornherein nicht pokern, egal ob es sich um eine Pandemie oder Extremtemperaturen, Mensch oder Tier handelt.