Frauen in Kabul setzen sich zu Wehr und protestieren gegen ihre Unterdrückung. Berichte darüber sind unerwünscht. Das bekamen mittlerweile mehrere Journalisten am eigenen Leib zu spüren: Nicht nur mussten sie die Berichterstattung einstellen, sie wurden auch von den Islamisten körperlich schwer misshandelt.

Die Herrschaft der Taliban lässt bereits erkennen, wie es um ihr Verständnis für Pressefreiheit bestellt ist.

Mit Kabeln ausgepeitscht: zwei Mitarbeiter der Tageszeitung "Etilatrus"APA

So wurden kürzlich mindestens zwei Mitarbeiter der bekannten Tageszeitung “Etilatrus” in Kabul gefangen genommen und körperlich schwer misshandelt. In ihren Gesichten und am Kopf sind Dutzende Abdrücke von Kabeln und Peitschen zu sehen, schrieb der Herausgeber von “Etilatrus”, Saki Darjabai, am Mittwoch auf Twitter. Man habe die Kollegen schwach und in einem Zustand der Lethargie ins Büro gebracht.

Er teilte zudem ein Bild, auf dem ein Rücken mit schweren Verletzungen zu sehen ist, und kommentierte: “Das ist nur ein kleiner Teil dessen, was Taliban Journalisten von ‘Etilatrus’ antaten.” Auf einem Video ist zu sehen, dass ein Journalist nicht mehr selbst laufen kann, auf einem anderen ein weiterer, der zwar alleine steht, aber kaum sprechen kann.

Rund zwei Stunden davor hatte Darjabi auf Twitter mitgeteilt, dass fünf seiner Mitarbeiter, darunter der Chefredakteur, von den Taliban festgenommen worden seien, als sie in den nebeneinanderliegenden Stadtteilen Pul-e Sorch und Kart-e Tschar über einen Frauenprotest berichten wollten.

Die größten lokalen TV-Sender hatten am Mittwoch offensichtlich bereits die Berichterstattung über die seit drei Tagen andauernden Proteste in Kabul eingestellt. Am Dienstag hatten die Taliban eine Gruppe von Reportern und Kameramännern für mehrere Stunden festgenommen aufgrund ihres Berichts über den Protest in Kabul. Was während ihrer Festnahme passiert ist, wollten die Journalisten öffentlich nicht mitteilen.

Spuren am gesamten KörperAPA

Am Mittwoch schrieb zudem ein Reporter der “Los Angeles Times” auf Twitter, er und sein Fotograf seien von der Taliban herumgeschubst worden, als sie versuchten, über einen Frauenprotest in Kabul zu berichten. Man habe auch versucht, Aufnahmen zu löschen.

Die Taliban äußerten sich bisher nicht zu den Vorfällen.