Vor wenigen Wochen lobte Innenminister Karner noch die hervorragende Zusammenarbeit mit den ungarischen Behörden im Kampf gegen die Schlepperei. Besonders hilfreich seien die Schnellprozesse auf ungarischem Staatsgebiet, durch die Menschenschmuggler innerhalb von 48 Stunden zu langjährigen Haftstrafen verdonnert wurden. Nun ist alles anders: Orbans Kanzleramtsminister Gergely Gulyas gab jetzt bekannt, dass die Unterbringung ausländischer Straftäter “zu teuer” sei und dass diese deshalb sofort aus der Haft entlassen werden.

Schlepper könnten auch nach Österreich kommen

Die Enthaftung der ausländischen Schlepper stützt sich auf eine Verordnung von Ministerpräsident Viktor Orban, die bereits im April erlassen wurde. Die Freilassung der Schlepper kam überraschend und ist nicht daran gebunden, dass die Betroffenen in ihre Heimat zurückkehren und dort ihre Reststrafen verbüßen müssen. Die einzige Bedingung: Die verurteilten Straftäter müssen innerhalb von 72 Stunden das ungarische Staatsgebiet verlassen. Ob sie sich auf den Weg in den Balkan oder doch nach Österreich machen, sei nicht mehr Sache Ungarns.

Afghanischer Menschenhändler am Weg nach Frankreich

Offiziellen Angaben zufolge sitzen zurzeit 2600 Ausländer in Ungarn ein, beim überwiegenden Teil von ihnen handelt es sich um Straftäter, die wegen Schlepperei verurteilt sind. 700 von ihnen wurden bisher aus der Haft entlassen. Das Nachrichtenportal Hvg.hu berichtete von einem afghanischen Menschenschmuggler, der sich nach seiner Freilassung bereits nach Frankreich begeben hat. Auch viele rumänische, bulgarische und serbische Schlepper würden nach dem Verlassen des Gefängnisses in Ungarn nach Österreich oder in ein anderes westliches Land fahren, so das Portal.