“Täglich werden es mehr Patienten, die schwerkrank zu uns eingeliefert werden. Es sind jetzt Jüngere, viele unter 50 Jahre. Die kommen gleich von zu Hause direkt auf die Intensivstation – sie warten zu lange daheim. Bei uns sind sie dann schon beatmungswürdig, in schlechtem Zustand”, schildert ein AKH-Mediziner die aktuelle Situation in Österreichs größtem Spital. Derzeit werden 18 PatientInnen mit Covid-Erkrankung und 11 mit Post-Covid-Erkrankungen im AKH Wien intensivmedizinisch betreut.

Die Intensivstationen sind mit Corona-Patienten “eigentlich schon voll”, es fehle bald der Platz für die vielen weiteren Patienten, die erwartet werden, sagt der Arzt: “Die jetzt jüngeren Patienten belegen wesentlich länger ein Intensiv-Bett, im Schnitt 28 Tage. Das ist nicht mehr so wie bei den älteren Patienten, die nicht lange auf der Intensivstation waren.” Außerdem werde nun auch diskutiert, dass die ECMOs knapp werden: Diese High-Tech-Geräte für extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ersetzen die Lungenfunktion – die meisten Spitalspatienten auf Intensivstationen und deren Angehörige kennen diese Geräte als “Herz-Lungen-Maschine”. Die Anzahl dieser Geräte soll jetzt im AKH von 26 auf 40 aufgestockt werden, sonst sei ein Engpass zu befürchten.

Wiener AKH baut Aufwachraum in Intensivstation um

Sabine Wolf, die Pflegedirektorin des AKH Wien, bestätigt im Interview mit dem eXXpress: “Ja, wir planen derzeit daran, noch zwei Intensivstationen aufzubauen, damit wir noch zusätzlich zu den 22 Belegungen mit COVID-Patienten weitere Möglichkeiten zur Betreuung schaffen.” Die zunächst betroffene Station ist eine Erwachsenenstation mit Recht auf Kinderbelegung. “Eine mögliche Erweiterungsstufe ist die Nutzung eines Aufwachraumes im OP-Bereich für Non-Covid-Patienten”, führt Krankenhausmanagerin Karin Fehringer dazu aus.

Pflegedirektorin Wolf berichtet zudem davon, dass die weiter stark steigenden Zahlen von schwerkranken Corona-Patienten zu Schwierigkeiten in der Versorgung mit den lebensverlängernden ECMOs führen könnte: “Von den jetzt 22 Intensivpatienten sind 14 aktuell in einer ECMO-Therapie. 16 derartige Geräte, die Laien als Herz-Lungenmaschine bezeichnen, haben wir im AKH für die Corona-Patienten reserviert. Weil die Geräte knapp werden, fand auch ein Notankauf von weiteren vier ECMOs statt.” Insgesamt hat das AKH 26 derartige Konsolen, das Problem sei aber die aktuelle Corona-Gesamtbelastung im gesamten Osten Österreichs: So hätte ganz Niederösterreich nur fünf derartiger ECMO-Konsolen, das Burgenland keine einzige. “Und auch aus diesen Bundesländerns kommen jetzt die Patienten zu uns”, sagt Pflegedirektorin Wolf.

Gerade Jüngere belegen Intensivbetten immer länger.APA/DPA-ZENTRALBILD/WALTRAUD GRUBITZSCH

"Wir können das nicht runterspielen."

Das größte Problem sei aber, dass nicht unendlich viel Personal für die Corona-Patienten in den Einsatz geschickt werden kann: Aktuell betreuen 400 Pflegekräfte im AKH 100 Intensivpatienten. Sabine Wolf: “Unser Leben besteht auch nur noch aus AKH und dem Zuhause. Irgendwie sind wir alle voll auf Einsatz getriggert, das passt schon. Aber ich befürchte, dass einige irgendwann danach eine nicht so gute Phase haben werden.” Und die Pflegedirektorin ärgert sich über die unverbesserlichen Corona-Ignoranten: “Wir können das nicht runterspielen. Vielleicht wäre es gut, wenn wir die Bilder aus der Intensivstation allen Menschen zeigen könnten.”