„Zuseher:Innen“, „Politiker:innen“, „Soldat:innen“: Bei diesen Wörtern halten ORF- Moderatoren vor dem Binnen-I kurz inne, für eine Hundertstelsekunde. So wird auf dem Küniglberg seit zwei Jahren stimmlich gegendert. Bei den Zusehern stößt das auf Ablehnung, wie kürzlich eine Umfrage belegt hat (siehe unten). Auch im ORF wirft das Thema permanent neue Fragen und Probleme auf. Nun hat ORF-Generaldirektor Roland Weißmann deshalb eine eigene Arbeitsgruppe zur geschlechterspezifischen Sprache in den ORF-Medien eingerichtet.

„Dabei sollen etwa auch Richtlinien erörtert und erarbeitet werden, wie man zielgruppenorientiert mit dem Thema umgeht“, zitiert der „Standard“ die ORF-Führung. „Ein vorläufiges Ergebnis der Arbeitsgruppe ist in den kommenden Wochen zu erwarten.“ Erst kürzlich, Sonntagabend, irritierte das Gendern erneut. Bei der Berichterstattung über das Erdbeben in der Türkei sprach man beim ORF von „Seismolog:innen“…

Das mündliche Gendern irritiert die Zuseher. Auf dem Küniglberg befasst sich nun eine eigene Arbeitsgruppe damit.APA/HERBERT NEUBAUER
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann will Gendern „zielgruppengerecht“ umsetzen. APA/EVA MANHART

Puls24: Wir sprechen „diskriminierungsfrei“

Ganz besonders ernst nimmt man das Thema auch beim TV-Sender Puls24 . Dort orientiere man sich an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, und zwar in Bild und Ton. „Wir arbeiten täglich daran, uns in all diesen Bereichen zu verbessern und einen Beitrag zu leisten“, heißt es gegenüber dem „Standard“. Das betreffe auch „Gleichberechtigung und Inklusion. Inklusion fängt bei der Sprache an. Dafür gibt es einen detaillierten internen Konzern-Leitfaden.“ Es gebe zwar keine verpflichtende Vorgabe. Das Ziel sei aber, die eigene Haltung deutlich zu machen.

Der TV-Sender unterstreicht: „Wir wollen als Medienunternehmen genderneutral kommunizieren. Wir wollen sensibilisieren und Orientierung geben. Wir sprechen demnach sowohl in unseren Texten als auch in unseren gesprochenen Moderationen diskriminierungsfrei, ebenso achten wir in unserer Bildauswahl auf Geschlechtervielfalt.“

Kunstpause beim Sprechen stößt auf breite Ablehnung

Speziell das vom ORF so gepflegte Innehalten beim Binnen-I stößt auf breite Ablehnung in der Bevölkerung. Das hat jüngst eine Umfrage des WDR belegt. 59 Prozent der Befragten lehnten das Gendern in den Medien ab – der eXXpress berichtete. Nur 16 Prozent gaben in der repräsentativen Umfrage von „infratest dimap“ an, um drei Prozent weniger als in einer WDR-Studie vor drei Jahren.

Einzige Ausnahme: Die Doppelnennung (z.B. Polizistinnen und Polizisten) hielten zwei Drittel der ARD-Seher für in Ordnung. Doch den sogenannten „Gender-Gap“ mit Kunstpause beim Sprechen, wie vom ORF praktiziert, lehnen 69 Prozent strikt an.

Daraus zog auch WDR-Moderator Jörg Schönenborn klare Konsequenzen: „Wir wollen sprechen, wie unser Publikum. Wenn so eine Sprachform abgelehnt wird, dann empfehlen wir unseren Teams: Lasst es!“ Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich man sich zu dieser Erkenntnis bisher noch nicht durchgerungen, allerdings scheint man bisher auch eine vergleichbare Umfrage nicht durchgeführt zu haben.