Zwei S-300-Luftabwehrraketen sind nach Angaben eines US-Geheimdienstmitarbeiters im NATO-Land Polen eingeschlagen und haben zwei Menschen getötet. “Feuerwehrleute sind vor Ort, es ist unklar, was geschehen ist”, hieß es vonseiten der diensthabenden Beamten. Auch der polnische Hörfunk-Sender ZET berichtet von zwei verirrten Raketen, die in Przewodow, einem polnischen Dorf nahe der ukrainischen Grenze, eingeschlagen sind. Einzelheiten wurden nicht genannt.

Während Russland den Angriff dementierte, tauchten im Netz auch Berichte auf, wonach die Wrackteile der in Polen abgestürzten Rakete zu einem ukrainischen S-300-Raketenabwehrsystem gehören sollen.

"Keine Ziele nähre der Grenze"

Es seien keine Schläge gegen Ziele nahe der polnisch-ukrainischen Grenze angegriffen worden, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Moskau. Die polnischen Angaben über einen Einschlag russischer Raketen auf polnischem Staatsgebiet wurden als bewusste Provokationen bewertet. Diese hätten das Ziel, die Situation zu eskalieren, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax das Ministerium weiter.

Sitzung des nationalen Sicherheitsrates einberufen

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki berief eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrates ein, wie sein Sprecher auf Twitter mitteilte. Außerdem erklärte das Pentagon, Berichte über den Raketeneinschlag prüfen zu wollen. Die Presseberichte seien dem Pentagon bekannt, sagte ein Sprecher in Washington. Zum jetzigen Zeitpunkt habe das Ministerium aber keine Informationen, die diese Berichte bestätigen könnten. “Wenn wir ein Update zur Verfügung stellen können, werden wir dies tun”, sagte der Sprecher weiter.

Der geschäftsführende Außenminister des NATO-Mitglieds Dänemark, Jeppe Kofod, bezeichnete den Vorfall auf Twitter als sehr besorgniserregend. “Wir stehen in engem Kontakt mit Polen und unseren anderen Verbündeten in der NATO.” Er betonte aber auch, man wisse noch nicht genau, was passiert sei. “Wir sind dabei, das gemeinsam mit unseren Verbündeten zu klären.”

Russland hatte am Dienstag Dutzende Ziele in der Ukraine mit Raketen angegriffen. Die ukrainische Luftwaffe berichtete von 100 Geschossen. (eXXpress berichtete). Die ganze Welt schaut nun gebannt in Richtung Polen. Vor allem mit dem Blick auf Artikel fünf des Nordatlantikvertrags.

Der Bündnisfall im NATO-Vertrag

Der NATO-Bündnisfall wird in Artikel fünf des Nordatlantikvertrags von 1949 definiert. Darin vereinbaren die Vertragsparteien, “dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird”. Im Fall eines solchen Angriffs soll jede Partei – entsprechend dem Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta – den Angegriffenen Beistand leisten, indem sie unverzüglich “die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wieder herzustellen und zu erhalten”.