Autarke Firma: Kaindl verabschiedet sich von der staatlichen Energieabhängigkeit
Während die Energiepreise weiter steigen und politische Versprechen zur Entlastung seit Jahren verpuffen, zieht die Salzburger Firma Kaindl Konsequenzen. Der Holzwerkstoffhersteller mit Sitz in Wals-Siezenheim investiert rund 200 Millionen Euro, um künftig Strom und Wärme selbst zu erzeugen. Ziel ist die energetische Autarkie – ein Schritt, der sinnbildlich zeigt, wie tief das Vertrauen der Industrie in die staatliche Energieversorgung gesunken ist.
Industrie kämpft mit steigenden Energiekosten und globalem Druck
Am Donnerstag präsentierte das Unternehmen seine Pläne bei einem Besuch von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) und Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP). „Das Ziel ist ganz klar, den Strom selbst zu produzieren, hier am Standort. Wir sind ein intensiver Stromverbraucher, weil wir sehr automatisiert sind, und für uns ist es wettbewerbsmäßig wichtig, weil wir 94 Prozent exportieren und hier vernünftige Kosten brauchen“, erklärte Kaindl-Geschäftsführer Konrad Grünwald dem ORF.
Kaindl investiert in eigene Kraft-Wärme-Kopplung
Mit dem Neubau einer modernen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage will Kaindl sich künftig von den unkalkulierbaren Energiepreisen am Markt unabhängig machen. Die Anlage soll den gesamten Strom- und Wärmebedarf des Werks abdecken und so die Versorgungssicherheit langfristig gewährleisten. Das Projekt ist ambitioniert – und kostspielig: über 200 Millionen Euro fließen in das Projekt. Doch in der Umsetzung hapert es. Zahlreiche Auflagen verzögerten das Verfahren. „Wir haben das in anderen Situationen auch schon gesehen im Bundesland, dass das Genehmigungsverfahren oft länger dauert als der Bau selbst. Da müssen wir schneller werden“, kritisierte Landeshauptfrau Karoline Edtstadler.
Industrie will wieder selbstbestimmt handeln
Kaindls Entscheidung steht exemplarisch für eine wachsende Entwicklung in der europäischen Industrie: Statt sich weiter auf politische Zusagen zu verlassen, investieren immer mehr Unternehmen in eigene Energieinfrastruktur, um die Preisrisiken und Versorgungslücken staatlicher Netze zu umgehen.
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