EZB setzt Kurs in Richtung Zinserhöhung – als letzte westliche Zentralbank
Die Federal Reserve und die Bank of England haben es schon längst getan: den Leitzins erhöht und den Kauf der Staatspapiere beendet. Nun ringt sich auch die EZB dazu durch. Dabei liegt die Teuerung im Euro-Raum schon längst meilenweit über dem offiziellen Inflationsziel der EZB von zwei Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB)steuert – als letzte wichtige Notenbank im Westen – auf eine Zinserhöhung zu. Angesichts der enormen Teuerungskrise haben andere Zentralbanken schon längst begonnen. Die EZB hätte es gemäß ihrem Mandat der Preisstabilität eigentlich auch tun müssen. Offensichtlich schreckt sie davor zurück, vor allem wegen der hochverschuldeten Südländer des Euroraums.
Die bevorstehende Zinserhöhung wäre die erste seit elf Jahren. Bis Ende September 2022 sollen die Negativzinsen im Euroraum beendet sein, kündigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde an. Die Weichen in Richtung steigende Zinsen wird der EZB-Rat aller Voraussicht nach bei seiner auswärtigen Sitzung an diesem Donnerstag in Amsterdam stellen.
Auch Kauf von Staatsanleihen und Wertpapieren soll beendet werden
Erwartet wird, dass der EZB-Rat beschließen wird, ab Juli keine frischen Milliarden mehr in den Kauf von Staatsanleihen und Wertpapieren von Unternehmen zu stecken. Die Anleihe-Kaufprogramme gingen mit einer massiven Geldmengen-Ausweitung einher. Nach dem Ende der Netto-Anleihenkäufe könnte bei der nächsten Sitzung des Gremiums am 21. Juli ein erster Zinsschritt folgen. Als erstes dürfte die EZB den negativen Einlagensatz in Richtung der Nullmarke bewegen. Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken.
Der Leitzins als wichtigster Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld im Euroraum liegt nach wie vor auf dem Rekordtief von null Prozent wie fest gefroren. Dieser Hauptrefinanzierungszins wurde in den vergangenen Jahren in der Bedeutung vom Einlagensatz verdrängt.
Offiziell sind zwei Prozent das Inflationsziel der EZB
In den vergangenen Wochen hatte der Druck auf die EZB zugenommen, nach Jahren des ultralockeren Kurses umzusteuern und mit Zinsanhebungen die rekordhohe Teuerung einzudämmen. Mit um die acht Prozent sind die Teuerungsraten derzeit meilenweit entfernt vom Zwei-Prozent-Mittelfristziel der EZB. Offiziell ist dennoch eine Inflationsrate von zwei Prozent das offizielle Ziel der EZB-Politik. Laut ihrem Mandat ist sie eigentlich nur für die Preisstabilität zuständig.
Kommentare