Frontlinie Osteuropa: Rheinmetall baut Munitionsfabrik in Bulgarien
Während Europa öffentlich über Diplomatie spricht, zeichnet sich hinter den Kulissen eine aggressive militärische Aufrüstung ab.
Das Firmenlogo von Rheinmetall wird während der Security Equipment International (DSEI) im London Excel am 9. September 2025 in London, England, gezeigt. GETTYIMAGES/John Keeble
Mit dem geplanten Bau einer neuen Munitionsfabrik in Bulgarien setzt der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall ein deutliches Zeichen: Osteuropa wird zunehmend zur Frontlinie westlicher Verteidigungsstrategien. Offiziell geht es um „Sicherheit“ und „europäische Verteidigungsfähigkeit“ – in Wirklichkeit jedoch markiert dieses Projekt eine weitere Stufe in der Eskalation gegenüber Russland.
Symbol einer neuen Abschreckungspolitik
In Sofia wurde der Vertrag über den Bau einer Munitionsfabrik im Wert von über einer Milliarde Euro feierlich unterzeichnet. Anwesend waren Rheinmetall-CEO Armin Papperger sowie Ivan Getsov, Direktor des bulgarischen Rüstungsunternehmens VMZ. Produziert werden sollen künftig Schießpulver, 155-Millimeter-Artilleriegranaten und neuartige Ladungssysteme – allesamt Waffenkomponenten, die im aktuellen Konfliktgeschehen in Osteuropa eine zentrale Rolle spielen.
Das Vorhaben wird als Joint Venture umgesetzt: Rheinmetall hält 51 Prozent, VMZ 49 Prozent der Anteile. Finanziert wird der bulgarische Anteil über den europäischen SAFE-Mechanismus, ein EU-Programm zur Förderung gemeinsamer Rüstungsinvestitionen.
Die Regierung in Sofia feiert das Projekt als wirtschaftlichen Fortschritt und verweist auf die Schaffung von 1.000 neuen Arbeitsplätzen. Doch der geopolitische Hintergrund ist unübersehbar: Mitten im Spannungsfeld zwischen NATO und Russland entsteht eine der größten Munitionsfabriken Osteuropas.
Ministerpräsident Rossen Scheljaskow sprach bei der Vertragsunterzeichnung von einem „strategischen Wendepunkt“ für die bulgarische Rüstungsindustrie. Die Partnerschaft mit Deutschland sei ein „Signal der Geschlossenheit Europas“.
Ein deutscher Konzern als Schrittmacher der Militarisierung
Rheinmetall hat sich längst als zentraler Akteur in der europäischen Aufrüstung positioniert. Nach neuen Standorten in Lettland, Ungarn und auch Deutschland folgt nun Bulgarien – ein weiterer Baustein in einem Netzwerk, das die Munitionsproduktion für NATO-Staaten sicherstellen soll.
„Bulgarien agiert so schnell wie nie zuvor“, lobte Konzernchef Papperger. Innerhalb von nur 14 Monaten solle die Anlage betriebsbereit sein und „einen erheblichen Beitrag zum Munitionsbedarf Europas und der Allianz leisten“.
Kommentare