
Insolvenzwelle rollt: Firmenpleiten in Deutschland erreichen Rekordhoch
Deutschland erlebt einen dramatischen Anstieg an Unternehmensinsolvenzen: Mit 1.626 zahlungsunfähigen Personen- und Kapitalgesellschaften im April erreicht die Zahl einen Höchststand, wie es ihn seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) übertreffen die aktuellen Werte sogar jene der Finanzkrise 2008/2009.
Im Vergleich zum März sind die Insolvenzen um 11 % gestiegen, gegenüber April 2024 sogar um 21 %. „Zum letzten Mal wurden in Deutschland im Juli 2005 mehr insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften gezählt“, heißt es vom IWH. Ein prominentes Beispiel ist der IT-Großhändler Siewert & Kau aus Bergheim, der nun den Gang zum Insolvenzgericht antrat – bestätigt vom Amtsgericht Köln.
Auch das rheinland-pfälzische Traditionsunternehmen Nolte Möbel stellt endgültig den Betrieb ein. Der vergebliche Versuch, einen Investor zu finden, endet für rund 230 Mitarbeiter mit dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Die Schließung ist für Juli angesetzt.
Insolvenzen auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren
Besonders viele Verfahren betrafen kleine und mittlere Unternehmen – ein Alarmsignal für den Mittelstand. Auch Krankenhäuser, wie zahlreiche Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes, und Gastronomieketten wie Sausalitos reihten sich zuletzt in die Liste der zahlungsunfähigen Betriebe ein.
Tausende Jobs in Gefahr
Allein in den größten zehn Prozent der betroffenen Unternehmen standen im April rund 14.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Zwar liegt diese Zahl 14 % unter dem März-Wert und 53 % unter dem Vorjahresniveau, aber immer noch deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. Das IWH warnt: „Schließungen großer Arbeitgeber führen häufig zu erheblichen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten.“
Der Auslöser für diese Insolvenzwelle liegt laut IWH in mehreren Faktoren. So hätten die Zinsanhebungen seit 2022 sowie der Wegfall pandemiebedingter Unterstützungsmaßnahmen für eine Häufung von Insolvenzen gesorgt – vor allem bei kleineren Unternehmen. Der Anteil dieser Fälle lag zuletzt ungewöhnlich hoch. Ein weiterer Faktor, der vom IWH unerwähnt bliebt, sind die hohen Energiekosten. Im EU-Vergleich zahlen deutsche Unternehmen mit die höchsten Industriestrompreise. Ein klarer Grund für den Anstieg der Firmenpleiten.
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