Modekrise spitzt sich zu: „Biggi M“ steht vor der Insolvenz
Die Welle an Pleiten in der deutschen Textilbranche reißt nicht ab. Nun hat auch das Albstädter Modeunternehmen „Biggi M“, bekannt für sein Label „Seeyou‟, Insolvenz angemeldet.
Nach 25 Jahren steht das Albstädter Modehaus „Biggi M“ mit seinem Label „Seeyou“ vor dem Aus.IMAGO/ Daniel Scharinger
Nach 25 Jahren steht der Familienbetrieb vor einer ungewissen Zukunft – ein weiteres Opfer der Kaufzurückhaltung, hoher Produktionskosten und struktureller Schwächen im Modehandel.
In Albstadt-Tailfingen, wo das Unternehmen seit Jahrzehnten ansässig ist, will man den Optimismus nicht aufgeben. Sollte es gelingen, die Finanzierung für die Frühjahrskollektion 2026 zu sichern, könnte sich die Lage entspannen. Doch die wirtschaftliche Schieflage ist ernst.
„Auch der Fachhandel steckt ja in Problemen“, erklärt Geschäftsführer Manuel Merz im Gespräch mit der Redaktion der Schwäbischen Zeitung. Das zurückhaltende Konsumverhalten sei ein entscheidender Faktor, der vielen Modehäusern derzeit zu schaffen mache.
Inflation, Auslandskosten, Konsumflaute
Hinzu kommen äußere Belastungen. Die Produktion von „Biggi M“ findet überwiegend im Ausland statt – insbesondere in der Türkei, wo die wirtschaftliche Lage den Betrieb zunehmend beeinträchtigt. „Angeheizt durch den niedrigen Leitzins, hatte die Inflation gravierende Auswirkungen auf das Unternehmen“, so Merz weiter.
Elf Mitarbeiter betroffen – Insolvenzverwalter prüft Optionen
Aktuell beschäftigt „Biggi M“ elf Angestellte. Der Lohn für die Belegschaft ist zumindest kurzfristig gesichert: „Die Mitarbeiter erhalten in den kommenden Monaten Insolvenzgeld“, so der Insolvenzverwalter. Ob das Unternehmen nach der Prüfung fortgeführt werden kann, hängt nun von der Finanzlage und möglichen Investoren ab.
Mode mit Anspruch – und das Ende eines Leitbilds
Das Label „Seeyou‟ steht seit Jahren für Mode in größeren Größen, die Trends und Eleganz miteinander verbindet. Die Philosophie lautet: „Etwas mehr Figur zu haben bedeutet nicht, auf gepflegte und trendige Mode verzichten zu müssen.“ Zudem legt das Unternehmen laut eigenen Angaben Wert auf „verantwortungsvolle Produktion bei ausgewählten Lieferanten“.
Rettung für „Closed“ – Hoffnung für die Branche
Immerhin gibt es auch Lichtblicke in der deutschen Textilbranche: Das Hamburger Modelabel Closed, das im Sommer Insolvenz anmeldete, wurde inzwischen gerettet. Das deutsche Bundeskartellamt stimmte dem Verkauf an die Unternehmerfamilie Böck – Eigentümer von Marc O’Polo – und an den Textilmanager Dieter Holzer zu.
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